«Paketmenge hat sich nach den Festtagen auf hohem Niveau eingepegelt»

Die Mitarbeitenden der Schweizerischen Post haben im vergangenen Jahr unter erschwerten Bedingungen riesige Paketmengen verarbeitet. Der boomende Online-Handel hat sämtliche Mengenrekorde der Post pulverisiert. Verantwortlich für einen möglichst reibungslosen Ablauf in der täglichen Paketverarbeitung an der Front ist Stefan Luginbühl, Leiter Annahme, Transport und Sortierung von Logistik-Services der Post. Er blickt auf das ereignisreiche Paketjahr 2020 zurück.

 

Stefan Luginbühl ist verantwortlich für die Paketverarbeitung

Stefan Luginbühl, die Post hat in ihrer Geschichte noch nie so viele Pakete verarbeitet wie im vergangenen Jahr. Hat die Post mit 182,7 Millionen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht?
Das Paketvolumen, das wir verarbeiten durften, war in diesem äusserst herausfordernden Jahr wirklich sehr hoch. Es hat alle bisherigen Mengenrekorde der Post pulverisiert. Diese Leistung unter erschwerten Bedingungen war nur dank eines riesigen Einsatzes aller Beteiligten inklusive unserer Partner möglich.
An Rekordtagen mit 1,3 Millionen Paketen wird die Luft tatsächlich dünn, es muss hier vieles passen. Beispielsweise vom reibungslosen Lauf aller Sortieranlagen über pünktliche Verkehrsverbindungen zwischen den vielen Logistikzentren bis hin zur Wetterlage.
Was die Verarbeitungskapazitäten anbelangt, gibt es keine starre Grenze oder Linie. Da spielen viele tägliche Faktoren mit rein: Um welche Zeit werden die Pakete geliefert, können sie gestaffelt verarbeitet werden, ist die grosse Lieferung vom Grosskunden angekündigt, entsprechen die tatsächlichen Mengen den Prognosen und Simulationen. Auch die Mengenstruktur spielt eine Rolle: Sind es beispielsweise an diesem Tag vorwiegend grosse, kleine, schwere, sperrige oder leichte Pakete.

Was war schliesslich der Schlüssel zum Erfolg der Verarbeitung dieser Rekordmengen? Sie haben ja zu Beginn des Lockdowns im März von einer Kontingentierung gesprochen?
Für mich war während dieser Zeit die Leistung der Mitarbeitenden beeindruckend und auch ihr Stolz auf die täglich verarbeiteten und zugestellten Mengen. Eine moderne Infrastruktur ist wichtig. Der Schlüssel zum Erfolg und der wichtigste Faktor sind aber unsere Mitarbeitenden.
Bereits ab März haben wir mit der Planung der Festverkehrsmonate begonnen. Wir haben in Zusammenarbeit mit unseren Grosskunden Prognosen erstellt und dabei festgestellt, dass ab «BlackFriday» zusätzliche Massnahmen greifen müssen. Mit der Vorsortierung durch unsere Grosskunden, Schichtumstellungen und der Sortierung von bis zu 150’000 Kleinpaketen pro Tag in den Briefsortierzentren waren wir gefeit auch für die ganz grossen Festtagsmengen. So konnten wir die 1.3 Millionen Pakete am 15. Dezember ohne grössere Rückstände verarbeiten.
Und schliesslich hat uns die weitsichtige Planung der vergangenen Jahre rund um den boomenden Online-Handel in die Hände gespielt: Mit den neuen regionalen Sortierzentren in Cadenazzo (TI), 2019 eröffnet, in Ostermundigen(BE), in Vétroz (VS) und in Untervaz (GR) konnten wir in diesem Jahr ab Herbst erstmals über 160’000 zusätzliche Pakete pro Tag regional verarbeiten.

Ab dem sogenannten «BlackFriday» fielen die Tagesmengen bis am Weihnachtstag nie unter eine Million Pakete. Am 15. Dezember gab es gar einen Tagesrekord von über 1,3 Millionen Paketen. Wie hat sich das Paketvolumen nach den Festtagen entwickelt, wie gross sind die Mengen heute?
Nach Weihnachten ist das Paketvolumen stark zurückgegangen. Dies hat unseren Mitarbeitenden etwas Luft zum Verschnaufen gegeben. Bekanntlich werden nach den Weihnachtstagen aber zahlreiche Pakete retourniert oder nachbestellt. Zudem gibt es genügend Zeit während der Freitage, sich im Internet in den verschiedenen Shops zu tummeln. Jetzt nach den Festtagen hat sich die Paketmenge daher auf einem hohen Volumen von 700’000 bis 950’000 Paketen pro Tag eingependelt. Wir gehen davon aus, dass die Menge im Verlaufe dieser Woche weiter ansteigen wird. Die Verarbeitung in unseren Zentren – zum Schutz unserer Mitarbeitenden immer noch unter erschwerten Bedingungen – läuft stabil.

Damit ist das Paketvolumen immer noch 30 Prozent über dem Vorjahresniveau an einem Januartag. Nach den enormen Festtagsmengen und dem eigentlichen Marathonlauf seit dem Lockdown im Frühjahr sind die Mitarbeitenden erschöpft und müde. Können sich die Mitarbeitenden nun etwas erholen?
Richtig, hinter der Post stecken Mitarbeitende, die mit ihrer beeindruckenden Arbeit über Monate seit dem Lockdown im Frühjahr dafür sorgen, dass die Menschen in einem geschützten Rahmen von zu Hause aus einkaufen können. Diese ausserordentliche Leistung haben wir zum Anlass genommen zweimal eine Prämie von je 500 Franken zu gewähren. Wir haben im 2020 gut 700 neue Stellen geschaffen. Zurzeit sind zusätzlich noch rund 500 Temporär-Kräfte weiterhin im Einsatz, damit unsere Mitarbeitende etwas kompensieren können. Wir werden auch in diesem Jahr weitere Stellen schaffen, da die Paketmenge nicht wieder auf Werte vor COVID-19 zurückgehen wird.

Sie haben die Kapazitäten um über 300’000 Pakete pro Tag ausgebaut. Dennoch ist die Post aufgrund der veränderten Einkaufsgewohnheiten bereits im letzten Jahr an die Grenzen des Verkraftbaren gelangt. Wie sieht die Planung aus, wenn der Paketberg zum Alltag und ab diesem Niveau weiter steigen wird?
Wir sind seit mehreren Jahren von wachsenden Paketmengen ausgegangen. Dies ist nun deutlich schneller eingetreten. Gemäss Experten hat der bereits boomende Online-Handel einen Entwicklungssprung von zwei bis drei Jahren vorwärts gemacht. Dies wird uns weiterhin stark fordern. Wir haben im 2020 drei neue regionale Paketzentren in Betrieb genommen. Mit regionalen Sortierzentren in Utzenstorf (BE) und den Grossräumen Basel und Zürich planen wir weitere Standorte. Schrittweise werden wir diese in Betrieb nehmen und so die nötigen Kapazitäten erreichen.

Weitere regionale Sortierzentren stehen erst ab 2023-2030 für den Vollbetrieb bereit. Was für Spielraum haben Sie in der Zwischenzeit?
Wir planen, dass wir vor dem Festverkehr 2022 einen neuen Standort in Betrieb nehmen können. Zudem stellt sich die Post mit dem Zusammenschluss Brief- und Paketverarbeitung unter einem Dach strategisch verstärkt auf. Das Synergiepotential bereits im Festtagsverkehr hat es eindrücklich gezeigt: Bis zu täglich 150’000 Kleinpakete liefen über die Briefsortierung. Wir haben hier 70 Millionen Franken investiert in eine sogenannte «Mix-Mail-Anlage». Diese weltweit erste Anlage dieser Art ist in Zürich-Mülligen im Einsatz und arbeitet voraussichtlich ab nächsten Sommer im Vollbetrieb.

Weitere Infos in Medienmitteilung Jahresmenge 2020