Teuerung und steigende Energiepreise: Die Post passt ab 2023 die Paketpreise für Grosskunden an

Die steigenden Energie- und Treibstoffpreise sowie die allgemeine Teuerung führen zu deutlich höheren Kosten bei der Paketlogistik. Der Post entstehen im Paketgeschäft für das Jahr 2022 voraussichtlich Mehrkosten in der Grössenordnung von 30 bis 40 Millionen Franken. Für das Jahr 2022 trägt die Post diese zusätzlichen Kosten. Ab 2023 sind für sie jedoch moderate Preisanpassungen unumgänglich, damit sie einen Teil der Kosten weitergeben kann. Die Post führt deshalb ab 2023 einen variablen Energiezuschlag und einen Teuerungszuschlag für Pakete ein. Davon betroffen sind 3’500 Geschäftskunden mit individuell vereinbarten Preisen. Geschäftskunden mit Listenpreisen und Privatkunden sind nicht betroffen. Der Teuerungszuschlag beträgt 1,9 Prozent des Paketpreises. Der Energie-Zuschlag ist variabel und richtet sich jeweils nach den monatlichen Durchschnittspreisen für Diesel, Benzin und Strom.

Stefan Regli, Leiter Brief und Paket National bei der Post, beantwortet die wichtigsten Fragen.

«Die Post ist und bleibt eine verlässliche Logistikpartnerin», Stefan Regli, Leiter Brief und Paket National der Post

Stefan Regli, wie konkret spürt die Post die gestiegenen Energiepreise?

Die Preise für Energieträger wie Strom, Benzin oder Diesel haben sich in den letzten Monaten stark nach oben entwickelt. Allein die Dieselkosten sind von Juli 2021 bis Juli 2022 um 32 Prozent gestiegen. Bei einer Flotte von über 10’500 Zustellfahrzeugen machen sich höhere Energie- und Treibstoffkosten bemerkbar.

Und inwiefern ist die Post von der Teuerung betroffen?

Für das gesamte Jahr 2022 liegt die Teuerungs-Prognose des Bundesamts für Statistik aktuell bei rund 2,5 Prozent. Die Teuerung bedeutet für uns zum Bespiel, dass wir mehr für die Wartung unserer Maschinen bezahlen müssen. Selbst Kunststoffbehälter oder Rollboxen, die wir in den Sortierzentren zu Tausenden benötigen, haben sich verteuert. Die Teuerung führt aber auch bei unseren Bauprojekten von neuen regionalen Paketzentren zu höheren Kosten von bis zu 20 Prozent. Für das ganze Jahr 2022 rechnen wir im Paketgeschäft insgesamt mit zusätzlichen Kosten in der Grössenordnung von 30 bis 40 Millionen Franken aufgrund der Teuerung und den gestiegenen Energiekosten.

Aber die Post hat gerade ein gutes Halbjahresergebnis mit mehr Gewinn als 2021 verkündet. Ist dieser Preisaufschlag nicht etwas voreilig und gar überflüssig?

Keineswegs! Die Preise für Strom, Benzin oder Diesel haben sich in den letzten Monaten stark nach oben entwickelt. Dazu kommt wie gesagt die Teuerung. Das alles spüren wir enorm. Im gesamten Bereich Logistik-Services hat die Post im ersten Halbjahr 2022 ein um 36 Millionen Franken schlechteres Ergebnis im Vergleich zu 2021 erzielt.

Was bedeutet das konkret für den Paketmarkt?

Die Gewinnmargen bei den Paketen sind durch den steigenden Wettbewerb im gesamten Markt unter Druck. Zusätzlich zu diesem Trend belasten die steigenden Energiekosten und die Teuerung unsere Wirtschaftlichkeit im Paketbereich. Darum sehen wir uns zu diesem Entscheid gezwungen, einen Teil der Kosten ab 2023 an unsere Kundinnen und Kunden weiter zu verrechnen. Dieser Schritt ist für uns leider unumgänglich.

Weshalb hat die Post denn so hohe Ausgaben in der Paketverarbeitung?

Wir haben einen Grundversorgungsauftrag. Deshalb stellen wir überall zu – ob Stadt oder Land, und bis in die entlegensten Täler der Schweiz. Dadurch haben wir auch einen sehr hohen Fixkostenanteil. Auch das drückt unsere Margen bei den Paketen.

Mit den Zuschlägen schwächt aber die Post die Schweizer Wirtschaft in einem heiklen Moment…

Auch wir sind Teil dieser Schweizer Wirtschaft. Die Unternehmen in der Schweiz können sich auf uns verlassen, dass wir ihre Kunden mit Paketen beliefern – und zwar in alle Regionen der Schweiz zu den gleichen Konditionen. Wie gesagt, wir liefern nicht nur in die gut erreichbaren urbanen Zentren, sondern bis ins entlegenste Tal der Schweiz. Damit wir dies aber auch langfristig tun können – und zwar mit unseren eigenen finanziellen Mitteln – müssen wir auch künftig einen Gewinn erwirtschaften.

Sind Zuschläge die einzige Lösung?

Nein, nicht die einzige. Mit unseren Investitionen in neue regionale Paketzentren und neue Technologien werden wir jedes Jahr effizienter. Aber das geschieht nicht von heute auf morgen. Energiezuschläge sind zudem üblich in der Logistikbranche.

Also macht die Post es so, wie alle anderen…

Andere Paketdienstleister erheben solche Zuschläge teilweise seit langem oder haben diese im Jahr 2022 kurzfristig eingeführt. Wichtig dabei ist: wenn Energie- und Treibstoffpreise wieder sinken, sinkt auch unser Energiezuschlag. Er kann auch 0 Rappen betragen. Und selbst mit den Zuschlägen wird die Post einen Teil der Mehrkosten auch ab 2023 selbst tragen. Wir übertragen sie also nicht eins zu eins an unsere Geschäftskunden. Für das Jahr 2022 übernehmen wir die Mehrkosten gar komplett und unterstützen kommen so die Schweizer Wirtschaft.

Ein variabler Energiezuschlag und ein Teuerungszuschlag sind ein Novum bei der Post. Wie sollen die Grosskunden noch planen können?

Die Post ist und bleibt verlässlich. Das ist uns sehr wichtig. Genau deswegen haben wir unsere rund 3500 betroffenen Grosskunden auch bereits sehr früh informiert – über eine Massnahme, die erst ab 2023 gilt. Unsere Preisentwicklung ist transparent. Wir werden beispielsweise unsere Vertragskunden jeweils Anfang Monat über den geltenden Energiezuschlag informieren. Die Zuschlagsskala publizieren wir öffentlich.

Was bedeutet die Ankündigung konkret? Um wie viel teurer wird ein Paket für die Grosskunden?

Zum Teuerungszuschlag von 1,9 Prozent kämen bei den aktuellen Preisen für Diesel, Benzin und Strom 12 Rappen Energiezuschlag pro Paket dazu. Aber wie gesagt: Der Energiemarkt ist turbulent. Und unser Energiezuschlag ist deshalb variabel. Auch die allgemeine Teuerung behalten wir weiterhin im Auge und behalten uns vor, Anpassungen vorzunehmen – gegebenenfalls auch nach unten.

Steigen jetzt auch die Paketpreise für Privatkunden?

Nein. Privatkunden und Geschäftskunden mit Listenpreisen sind von den Preisanpassungen nicht betroffen. Wir halten uns an die Vereinbarung mit dem Preisüberwacher, die Listenpreise für Briefe und Pakete bis Ende 2023 auf dem heutigen Stand zu belassen. Die beschlossenen Zuschläge für Grosskunden werden uns aber helfen. Das Paketvolumen der betroffenen Grosskunden macht ungefähr 80 Prozent unserer Pakete aus, die wir jeden Tag sortieren und zustellen.

Wie berechnet die Post die Zuschläge?

 

Der Teuerungszuschlag und der variable Energiezuschlag gelten nur für Geschäftskunden der Post mit individuell vereinbarten Konditionen. Die Post hat sie am 22. August 2022 brieflich informiert.

 

Teuerungszuschlag: Die steigende Teuerung, die sich für die Post unter anderem bei der Wartung von Maschinen und bei grossen Investitionen bei Bauprojekten niederschlägt, berücksichtigt die Post ab Anfang 2023 mit einem Teuerungszuschlag von 1.9% auf dem Paketpreis. Dabei stützt sich die Post auf die Konjunkturprognosen des Bundes. Die Prognosen der Expertengruppe «Konjunkturprognosen» des Bundes gehen davon aus, dass die Veränderung des Landesindex der Konsumentenpreise für das ganze Jahr 2022 bei +2,5 % liegt.

 

Variabler Energiezuschlag: Die Post erhebt ab 2023 monatlich einen aktualisierten Energiekostenindex. Dieser Index bestimmt den Zuschlag für alle in diesem Monat verrechneten Pakete. Der Energiekostenindex basiert auf den Durchschnittspreisen für Diesel, Benzin und Strom des Vormonates gemäss dem offiziellen Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), sowie auf dem aktuellen Energiemix der Post für den Fahrzeugantrieb im Bereich Logistik-Services.  Damit ist die Indexberechnung vollständig transparent und nachvollziehbar, und sie reflektiert direkt die Energiekostenentwicklung. Das heisst: Der indexabhängige Zuschlag in Rappen pro Paket orientiert sich an den effektiven Mehrkosten der Post aus den Energiepreisen.

 

Weitere Informationen stellt die Post unter www.post.ch/preis-entwicklung zur Verfügung.

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