Elektronisches Patientendossier: eine Neuerung, der aktuelle Stand und ein Blick in die Zukunft

Die Axsana erhält einen frischen Look und einen anderen Namen. Die Betriebsgesellschaft für das elektronische Patientendossier trägt neu ein gelbes Kleid und heisst künftig Post Sanela Health AG. Die Veränderung ist jedoch weit mehr als bloss ein neuer Name und Auftritt. Sie zeigt: Die Post treibt die Entwicklung des elektronischen Patientendossiers rasch und zielorientiert voran. Ein Überblick.

Neues Logo, neuer Name: Axsana, die Betriebsgesellschaft für das elektronische Patientendossier (EPD), heisst seit heute Post Sanela Health AG. Zudem präsentiert sich die Post-Tochter künftig im gelben Kleid und tritt unter der Dachmarke der Post auf. Diese hält seit Herbst 2022 eine Mehrheitsbeteiligung von 75 Prozent an der Sanela. Mit dem neuen Auftritt wird die Nähe zur Post auch optisch unterstrichen. Die Ausgangslage bleibt aber unverändert: Die Sanela agiert weiterhin als eigenständiges Unternehmen und ist nicht gewinnorientiert. Unverändert bleibt auch der Auftrag. Die Sanela bietet weiterhin das EPD im Einzugsgebiet der sogenannten XAD-Stammgemeinschaft an, die insgesamt 14 Kantone umfasst. An der Sanela sind neben der Post weiterhin die Trägerorganisation Cantosana AG und der Trägerverein XAD beteiligt.

Aus Axsana wird Post Sanela Health AG: So sieht der neue Auftritt der EPD-Betriebsgesellschaft aus

Aus Axsana wird Post Sanela Health AG: So sieht der neue Auftritt der EPD-Betriebsgesellschaft aus

 

Ein blosser Namens- und Auftrittswechsel also? Nur auf den ersten Blick. Die Post hat ihre Mehrheitsbeteiligung an der Axsana im letzten Herbst mit einer klaren Absicht verbunden: Sie will dem EPD Schub verleihen, die Digitalisierung im Gesundheitswesen schweizweit weiter vorantreiben und ihre Rolle als Technologiepartnerin im Umfeld des EPD stärken. Hinter den Kulissen ist seither viel gearbeitet worden. Der Namenswechsel ist das erste von aussen sichtbare Zeichen. Zeit also für eine erste Zwischenbilanz. Doch alles der Reihe nach.

Weshalb engagiert sich die Post beim EPD beziehungsweise im Digital Health-Bereich?

Die Gesundheitsversorgung findet heute nicht mehr nur in der Arztpraxis, sondern überall statt. Der Zugang zu persönlichen Gesundheitsdaten wird für die Einwohnerinnen und Einwohner in der Schweiz immer wichtiger – unabhängig von Ort und Zeit. Der Schlüssel dazu ist das EPD, von dessen Nutzen die Post überzeugt ist. Sie sieht das EPD als Herzstück des digitalisierten Gesundheitswesens in der Schweiz. Seit zwölf Jahren engagiert sie sich deshalb im Umfeld des EPD – als Dienstleisterin in einem freien Markt.

Welchen Beitrag leistet die Post konkret?

Die Post bietet das EPD nicht selbst an. Doch als Technologiepartnerin unterstützt sie sechs Anbieter des EPD beziehungsweise Stammgemeinschaften in allen Sprachregionen der Schweiz. Für die Stammgemeinschaften stellt die Post die technische Infrastruktur zur Verfügung. Den Motor, mit dem die Stammgemeinschaften das EPD betreiben und der Bevölkerung anbieten können. Die Post leistet so einen wichtigen Beitrag für das Gesundheitswesen der Zukunft. Sie ermöglicht, dass sich Leistungserbringer, Gesundheitsfachpersonen und Einwohnerinnen und Einwohner vernetzen können.

Was ist die Kernaufgabe der Post-Tochter Sanela?

Die Post-Tochter Sanela setzt die Vernetzung um. Stationäre Leistungserbringer wie Spitäler, Alters- und Pflegezentren sowie ambulante Arztpraxen, die nach Anfang 2022 eröffnet worden sind, müssen sich laut Gesetz einer Stammgemeinschaft ihrer Wahl anschliessen. Andere Gesundheitsdienstleister können dies freiwillig tun – und immer mehr machen diesen Schritt. Deshalb wächst Sanela in ihrer Rolle als Betriebsgesellschaft kontinuierlich, wie die Zahlen zeigen. Per Ende Mai 2023 verzeichnete ihre Stammgemeinschaft XAD bereits über 1200 Beitritte (siehe Tabelle). Zudem baut Sanela derzeit ihr Leistungsangebot aus, damit sie auch anderen Stammgemeinschaften standardisierte Dienstleistungen anbieten kann. Doch mehr dazu weiter unten.

Wo steht eigentlich der politische Prozess – und welches ist die Haltung der Post?

Die Verbreitung des EPD stockt. Der Bundesrat will deshalb das EPD weiterentwickeln und dessen Nutzen vergrössern. Dazu muss er das Bundesgesetz umfassend revidieren. So möchte der Bundesrat das EPD unter anderem als Instrument der obligatorischen Krankenpflegeversicherung etablieren und die Rollen zwischen Bund und Kantonen klarer regeln. Zudem beabsichtigt er, dass nebst den Spital- und Pflegeinfrastrukturen auch ambulante Leistungserbringer verpflichtet werden, das EPD einzusetzen. Und die Nutzung der technischen EPD-Infrastruktur für Zusatzdienste (zum Beispiel eMedikation) ist ebenfalls ein Anliegen der Regierung. Die Vernehmlassung mit verschiedenen Varianten und Vorschlägen soll im Sommer 2023 eröffnet werden. Das Parlament behandelt die Vorlage voraussichtlich 2024. Noch dieses Jahr befindet das Parlament über die Finanzhilfen von maximal 30 Millionen. Geld, das die Finanzierung der Stammgemeinschaften sichern soll, bis das umfassend revidierte Gesetz frühestens 2027 greift. Die Haltung der Post ist klar: Die heutige dezentrale Architektur des EPD sorgt für viel Doppelspurigkeit und ist langfristig nicht finanzierbar. Die Lösung aus Sicht der Post ist eine einheitliche technische Infrastruktur mit einer einzigen Plattform für alle Stammgemeinschaften. Mit der Mehrheitsbeteiligung an der Sanela hat die Post diesen Weg bereits geebnet.

Welches sind die nächsten Schritte für die Post und der Sanela?

Derzeit entwickelt die Post ihre technische Infrastruktur für das EPD weiter. Das Ziel: Sie will allen Stammgemeinschaften in der Schweiz zu vergleichbaren Konditionen und auf freiwilliger Basis eine einheitliche EPD-Plattform anbieten können. Bis Mitte 2024 soll das Angebot der Post marktreif sein. Die Post ist überzeugt, dass dadurch die Entwicklung und Verbreitung des EPD an Tempo gewinnt, die Komplexität sinkt und die Flexibilität steigt. Daneben arbeitet die Post an zusätzlichen Applikationen und bringt sich für künftige Zusatzdienste in Stellung – namentlich das eImpfdossier oder die eMedikation. Sie ermöglichen den Nutzerinnen und Nutzern eine Übersicht über ihre aktuellen Impfungen oder Medikamente direkt in ihrem EPD.

Die Post entwickelt ausserdem einen digitalen Selbst-Onboarding-Service. Dieser bringt für Anwenderinnen und Anwender einen konkreten Nutzen. Interessierte ersparen sich den Gang zu einer Eröffnungsstelle, können sich papierlos online mit einer SwissID identifizieren und ein EPD eröffnen. Der neue Onlineservice soll im Sommer betriebsbereit sein und wird im Rahmen des Bug-Bounty-Programms der Post durch die globale Community von Sicherheitsexperten geprüft.

Weiterhin gilt: Ein EPD lässt sich nach wie vor physisch eröffnen. Im Sanela-Einzugsgebiet beispielsweise an mehreren Standorten nach Voranmeldung.

 

Das EPD kurz erklärt

Das elektronische Patientendossier (EPD) ist eine digitale Sammlung wichtiger Informationen rund um die Gesundheit einer Person – zum Beispiel der Spitalaustrittsbericht oder der Pflegebericht der Spitex. Wichtig: Das EPD ist persönlich und sicher und enthält nur jene elektronisch erfassten Dokumente, die für andere Fachpersonen und die weitere Behandlung relevant sind. Wer Zugang hat, entscheidet immer der Patient bzw. die Patientin – medizinische Notfälle ausgenommen. Dank des EPD sind die Daten jederzeit online und von überall abrufbar. Mehr dazu hier.