Die MattePostBrocki in Bern ist mehr als Post und Brockenstube zugleich

Seit eineinhalb Jahren gibt es die MattePostBrocki im Mattequartier in Bern. Hier finden Kundinnen und Kunden nicht nur auserlesene Antiquitäten, sondern können auch Postdienstleistungen erledigen. Die aussergewöhnliche Filiale mit Partner der Schweizerischen Post ist jedoch mehr als eine Post und eine Brockenstube zugleich: Sie ist ein Aushängeschild für eine innovative Lösung als Ersatz für eine traditionelle Postfiliale. Und sie hat eine soziale Vision.

«Tschou Peschä! Wie geit’s? Dr Tisch choschtet de übrigens numeno 50 Franke!» Sven Fäh, der die MattePostBrocki im Mattenquartier am Fusse der unteren Altstadt von Bern führt, begrüsst einen Stammkunden. Dieser ist bereits vor ein paar Tagen vorbeigekommen, weil er einen antiken Tisch für seine Tochter sucht. Heute ist er jedoch nicht da, um in der Brocki zu stöbern, sondern um ein Päckli abzuholen. Denn die MattePostBrocki ist zumindest auf den ersten Blick genau das, was der Name sagt: Nämlich eine Brockenstube und eine Post in einem.

Sven Fäh, Inhaber der MattePostBrocki bedient einen Kunden. | Bilder: Schweizerische Post

Sven Fäh, Inhaber der MattePostBrocki bedient einen Kunden. | Bilder: Schweizerische Post

Sven Fäh führt die Partnerfiliale der Post nun über eineinhalb Jahren. Dass der 48-jährige Glarner eines Tages Leiter einer Filiale mit Partner der Schweizerischen Post sein würde, damit hätte er wohl nie gerechnet. Aber das passt ganz gut zu seinem Naturell. Denn das Flugblatt von Alec von Grafenried flatterte ihm sozusagen vor die Nase, als der Berner Stadtpräsident vor über zwei Jahren höchstpersönlich eine Nachfolgelösung für die von der Schliessung bedrohte Mattepost suchte. Sven Fäh mietete damals ganz in der Nähe einen kleinen Raum. Er verkaufte dort Sammelobjekte seiner verstorbenen Mutter. Gepaart mit viel Gespür für Geschäftssinn, entwickelte Sven Fäh eine Geschäftsidee und die alte Mattepost erlebte am 2. Mai 2022 ihren zweiten Frühling.

Zwischen all den kleinen und feinen Dingen guckt zuhinterst im Geschäft noch die Bedientheke der Post hervor.

Zwischen all den kleinen und feinen Dingen guckt zuhinterst im Geschäft noch die Bedientheke der Post hervor.

Die MattePostBrocki soll aber langfristig nicht nur von Sven Fäh und seinem kleinen Team betrieben werden. Sven Fäh schwebt Grösseres vor. Er hat die Vision, mit seiner PostBrocki Langzeitarbeitslose wieder in die Arbeitswelt zu integrieren. Dazu gründete er den Verein Charôtel. Doch die Umsetzung dieser Vision gestaltet sich schwieriger als gedacht: «Das Ziel ist leider noch nicht erreicht. Die Bearbeitung von Postsendungen erfordert sehr genaues Arbeiten. Das trauen sich viele Langzeitarbeitslose einfach nicht zu», sagt Sven Fäh zu seinem Projekt. Denn die MattePostBrocki bietet ihren Kundinnen und Kunden alle gängigen Postdienstleistungen einer traditionellen Postfiliale an. Da kommt von Paketen abholen oder versenden, über Rechnungen einzahlen, bis hin zu Geld abheben einiges zusammen. Aber wer Sven Fäh kennt, weiss, dass seine Vision früher oder später zum Fliegen kommt, wenn auch vielleicht in anderer Form.

Mit den erlesenen Antiquitäten entführt einem die MattePostBrocki in vergangene Zeiten.

Mit den erlesenen Antiquitäten entführt einem die MattePostBrocki in vergangene Zeiten.

Sven Fäh verkauft in seinem kleinen und feinen Geschäft nur ausgewählte Antiquitäten. Er bezeichnet seine Brockenstube als Mikrokosmos im Mikrokosmos, also eine kleine Welt in der kleinen Welt des Mattequartiers. Die Matte in Bern besteht per se aus historischen Gebäuden und hat einen prägenden geschichtlichen Hintergrund. «Ich habe Respekt vor dem Alter, vor dem Erfahrenen. Dieser Ort trägt dem Rechnung», sagt Sven Fäh und ergänzt: «So wie die Post eine lange Geschichte hat, haben alle meine Möbel und Antiquitäten eine Geschichte. Deshalb passen wir wohl auch so gut zusammen.»

Peschä Maurer und Sven Fäh suchen die MattePostBrocki auf dem Globus.

Peschä Maurer und Sven Fäh suchen die MattePostBrocki auf dem Globus.

Die BrockiPost selbst ist bereits ein Einzelstück, wie fast alles, was Sven Fäh in seiner Brockenstube feilbietet. Derweil gehen die Mättelerinnen und Mätteler in der MattePostBrocki ein und aus. Die alte neue Post wird rege genutzt. An diesem Nachmittag bringen Gewerbler des Quartiers ihre Kundenaufträge zur Post, der Nachbar von nebenan will einen eingeschriebenen Brief abholen, der noch nicht da ist und Peschä alias Peter Maurer stöbert weiterhin in der Brocki herum. Der ehemalige Journalist und heutige Mattelift-Kondukteur weiss viel über das Leben und die Geschichte der Matte, des einstigen schwarzen Quartiers der Stadt Bern, zu erzählen. Man könnte ihm stundenlang zuhören und in der MattePostBrocki verweilen. 

 

Filialen mit Partner der Schweizerischen Post
Das Angebot der Filiale mit Partner bewährt sich: Die Post arbeitet bereits an über 1250 Standorten in der ganzen Schweiz erfolgreich mit lokalen Partnern zusammen. Das Angebot der Filiale mit Partner umfasst die täglich nachgefragten Postgeschäfte. Die Bevölkerung kann an der bedienten Theke unter anderem Briefe und Pakete ins In- und Ausland aufgeben und zur Abholung gemeldete Briefe und Pakete abholen. Einzahlungen können die Kundinnen und Kunden mit der PostFinance Card und allen gängigen Debitkarten erledigen. Mit der PostFinance Card kann die Kundschaft zudem Bargeldbezüge bis maximal 500 Franken tätigen. Die Partnerlösungen kombinieren ein breites Postangebot mit langen Öffnungszeiten. Die Mitarbeitenden des Partners werden durch die Post geschult und betreut.