Wenn die Post den Rekruten eine süsse Abwechslung bringt
Auch im digitalen Zeitalter hat die Feldpost nichts von ihrer Beliebtheit verloren. Sie sorgt nach wie vor für Emotionen und für ein Stück Zuhause. Einen Liebesbrief, ein «Fresspäckli», einen Sack mit sauberer Wäsche zustellen oder den Angehörigen Auskünfte erteilen – diese Leistungen erbringt die Feldpost seit 134 Jahren täglich. 2022 verarbeitete sie rund 800 000 Briefe und fast 225 000 Pakete und gab rund 12 000 Mal Auskunft.
Jedes Jahr absolvieren bis zu 20 000 Rekrutinnen und Rekruten in allen Landesteilen die Rekrutenschule. Seit über 130 Jahren ist die Post das Bindeglied zwischen ihnen und ihren Lieben zu Hause. Die Feldpost ist eine Organisationseinheit der Schweizerischen Post, die der Logistikbasis der Armee zur Zusammenarbeit zugewiesen ist – die Post wird also von Gelb zu Feldgrün. Sie befördert private Briefe und Pakete an Armeeangehörige bis zu einem Maximalgewicht von 5 Kilo kostenlos. Die Feldpost zaubert auch ein Lächeln ins Gesicht des Zürcher Rekruten Haidar, der auf dem Waffenplatz Sand-Schönbühl in der Nähe von Bern stationiert ist. «Über dieses Paket freue ich mich besonders. Es ist schön zu sehen, dass meine Familie an mich denkt, während ich in der Rekrutenschule bin. Ich schätze den Service der Feldpost sehr», sagt er. Haidar rechnet fest damit, dass er bald weitere Pakete mit Süssigkeiten erhält, weil seine Freundin Confiseurin ist und weiss, dass er Schokoladenkuchen heiss liebt. Wie die meisten jungen Leute, die mit digitalen Medien aufgewachsen sind, erwartet er aber keine handgeschriebenen Briefe von ihr. «Sie schreibt mir jeden Tag, aber per WhatsApp.» Diese Nachrichten bedeuten ihm viel, weil sich das Paar im Moment nur an den Wochenenden sehen kann.
Für Fritz Affolter, Oberst und Chef der Feldpost, gehören diese Leistungen zu einem modernen Service public. «Die Feldpost ist ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Militär und dem zivilen Leben. Wir haben das Glück, Emotionen und manchmal auch Trost spenden zu können, ein bisschen wie das Christkind! Während der Corona-Pandemie schnellte die Anzahl der Pakete und Säcke mit schmutziger Wäsche regelrecht in die Höhe, weil die Soldaten und Offiziere während mehrerer Wochen nicht nach Hause konnten.» Aber auch nach der Pandemie stehen die Wäschesäcke immer noch hoch im Kurs, beobachtet Fritz Affolter. In diesen Säcken können die Armeeangehörigen ihre Schmutzwäsche (bis 5 Kilo) gratis an ihre Familie oder an die «Soldatenwäscherei» senden.
So senden Sie ein Paket mit der Feldpost
Trockenfleisch, Guetzli, Energy Drinks oder Reservesocken? In ein Feldpostpaket kann fast alles. Besonders beliebt sind Schokolade, Guetzli, Gebäck, Chips und andere Snacks. Die Adresse der Armeeangehörigen im Dienst muss den Dienstgrad, den Vornamen, den Nachnamen sowie die genaue Bezeichnung der Einheit, der Rekrutenschule oder des WKs enthalten. Hinzu kommen die Adresse der Kaserne, die Postleitzahl sowie der Ort oder der Vermerk «MILITÄR» mit der Militärleitzahl.
0 Franken: So viel kostet das Porto für die Feldpost. Möglich macht es die militärische Portofreiheit, gesetzlich verankert und einzigartig in Europa! Der Staat übernimmt die Kosten für die Postsendungen an seine «Bürgerinnen und Bürger in Uniform».
1 Mal pro Tag: Der Auftrag der Feldpost besagt, dass sie einen der Zivilpost entsprechenden raschen und zuverlässigen Postdienst erbringen muss. Die Truppen werden täglich versorgt, sogar bei Verschiebungen und im Feld. Die Briefpost und Zeitungen werden in der Regel bis am Mittag zugestellt, die Pakete im Allgemeinen bis am Abend.
5 kg: Die Post befördert Brief- und Paketsendungen an und von Armeeangehörigen bis zu einem Maximalgewicht von 5 Kilogramm (ohne Zusatzleistungen) kostenlos.
26 Waffenplatzpoststellen: Von St. Gallen bis Bière, von Bure bis Isone: Die Versorgung mit Feldpost erfolgt flächendeckend. Um diesen Auftrag zu erfüllen, stehen fast 30 Profis der Feldpost täglich im Einsatz.
134 Jahre: So alt ist die Feldpost dieses Jahr.
300 Milizsoldaten: In der Schweizer Armee sind rund 300 Angehörige der Feldpost dafür zuständig, dass Armeeangehörige auch während des Militärdienstes in den Genuss von Postdienstleistungen kommen.
225 000 Pakete: 2022 wurden rund 225 000 Pakete über die feldgrüne Post verschickt.
800 000 Briefe: So viele Briefe verarbeitete die Feldpost im Jahr 2022. Wie viele Liebesbriefe darunter waren, ist nicht bekannt. Dies bleibt ein Geheimnis, weil die Post, auch die Feldpost, dem Postgeheimnis untersteht und nichts über den Inhalt der Sendungen weiss, die sie zustellt.
Das Büro Schweiz für Auskünfte: das militärische Äquivalent zum ehemaligen 111 oder zur Google-Suche
Zum Feldpostdienst der Armee gehört auch das sogenannte Büro Schweiz. Es gibt Auskunft über Truppenstandorte, Militärleitzahlen und militärische Telefonnummern. 2022 hat das Büro Schweiz rund 12 000 Mal Auskunft gegeben. Sein Leiter, Adjutant Unteroffizier Hans Ulrich Kauer, betont, dass das Büro rund um die Uhr Auskunft gibt. Nachts und an den Wochenenden werden die Anrufe an die Einsatzzentrale der Militärpolizei, die dem Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) untersteht, weitergeleitet. «Unsere Aufgabe ist es, den Leuten zur Verfügung zu stehen. Die Personen, die uns anrufen, sind oft dankbar für unsere Hilfe.»
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