Wenn der Postbote die Grands Crus mit dem Elektroroller bringt
«VinoLog Priority» ist eine neue Dienstleistung der Post, mit der Weinflaschen innerhalb von nur 24 Stunden zugestellt werden können. Die Weinflaschen werden in Briefbehälter verpackt und sind so schneller am Ziel. Das ist ein echtes Plus – sowohl für Weinhändler als auch für Weinliebhabe-rinnen und -liebhaber. Doch wie lassen sich zerbrechliche Weinflaschen und die mechanische Briefsortierung miteinander vereinbaren? Und wie bringt man einen Karton Wein in einen Briefbe-hälter? Hier sind die Antworten auf diese Fragen – und sie hinterlassen definitiv keinen Zapfenge-schmack.
Die Post transportiert jedes Jahr über fünf Millionen Flaschen Wein. Diese Weinflaschen wurden früher allesamt mit der Dienstleistung «VinoLog» versendet. Dabei werden die Weinpakete in den Paketzentren von Hand sortiert und 48 Stunden nach ihrer Aufgabe zugestellt. Damit die fragilen Sendungen maschinell und innerhalb eines Tages verarbeitet werden können, hat die Post jetzt die neue Dienstleistung «VinoLog Priority» eingeführt. Mit «VinoLog Priority» kann die Post mehrere Flaschen in ihrer Originalverpackung zustellen – und zwar 24 Stunden nach ihrer Aufgabe. Das Besondere daran? Die Post nutzt die Sortierkapazitäten ihrer Briefzentren (nicht die der Paketzentren) und verwendet Behälter, die normalerweise Briefe enthalten, d. h. rechteckige Behälter mit den Massen 39 x 26x 16,7 Zentimeter und einem Höchstgewicht von 13,5 Kilogramm. Über 85 Prozent der Weinkartons passen perfekt in diese Behälter und sind darin gut geschützt. Die Originalkartons mit sechs Flaschen werden direkt in den Behälter gestellt, maschinell sortiert und sehr schnell, d. h. innerhalb eines Tages, zugestellt – sicher vom Postboten auf seinem Elektroroller.
Idee entstand nach der Zusammenlegung des Brief- und Paketbereichs
Im Sommer 2021 hat sich im Briefzentrum Éclépens eine Arbeitsgruppe bestehend aus Mitarbeitenden aus dem Bereich Logistik-Services mit den Sortierprozessen beschäftigt. Das Ziel? Eine Lösung finden, um Weinkartons in nur einem Tag maschinell sortieren und zustellen zu können. Claude Bruderer, Mitarbeiter Logistik-Services erinnert sich: «Seit der Zusammenlegung der Brief- und Paketbereiche verarbeiten die Briefzentren auch kleine Pakete. Und wieso sollte man denn in einem Briefzentrum nicht auch kleine Weinkartons verarbeiten? Die Zusammenarbeit mit dem Team in Éclépens lief wie geschmiert. Wir haben auch das Verkaufsteam miteinbezogen, um die Prozesse und Nutzungsanforderungen dieses neuen Lieferkanals mit den Weinhändlern abzustimmen.»
Die Mövenpick Wein Schweiz AG, eine langjährige Geschäftskundin der Post, nutzt die neue Dienstleistung «VinoLog Priority» bereits seit mehreren Monaten: «Als die Post mit dieser Lösung an mich herantrat, war ich sofort dabei. Sie entspricht einem realen Bedürfnis», erzählt Urs Bucher, Finanzchef von Mövenpick Wein. Schliesslich wollte Urs Bucher die Briefcontainer mit eigenen Augen sehen: «Ich war vom hohen Automatisierungsgrad im Briefzentrum Éclépens beeindruckt: «Die Weinkartons werden automatisch von einem Roboter vermessen und bei Überhöhe an den Kanal Vinolog übergeben. Natürlich mussten wir im Laufe der Monate einige Anpassungen vornehmen, aber jetzt sind wir sehr zufrieden mit dieser Lösung. Und auch viele Weinliebhaberinnen und Weinliebhaber freuts.»
Was sich für die Weinhändler und -liebhaber ändert
«VinoLog Priority» eignet sich vor allem für Weinexporteure, die rund 2500 Weinkartons pro Jahr versenden. «Zum einen ist es möglich, mit VinoLog Priority grosse Mengen an Wein zu versenden, zum anderen sind die Weinflaschen durch den Briefbehälter, der die Flaschen wie eine Art Schutzschild umgibt, sehr gut geschützt. Das ist extrem wichtig, denn jeder Tropfen Wein, der aufgrund einer beschädigten Sendung verloren geht, ist ein verschwendeter Tropfen», gibt Urs Bucher zu bedenken.
Natürlich ist auch die Schnelligkeit ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn der bestellte Wein wird bereits am nächsten Tag zugestellt. «Es ist vor allem dann wichtig, dass die Flasche so schnell wie möglich ankommt, wenn man den Wein kurzfristig an einem Abend mit Freunden trinken oder ihn jemandem schenken möchte», meint Urs Bucher. Er fügt hinzu, dass dieses Kriterium für Liebhaberinnen und -liebhaber von Spitzenweinen weniger ausschlaggebend sei, da diese den Wein lange im Keller lagerten, bis dieser seine optimale Reife erreicht habe.
Auch die Logistik wird einfacher. Je nach Wunsch des Kunden liefert ihnen die Post die Briefbehälter oder holt die Weinkartons bei den Weinhändlern ab und bringt sie direkt zum Briefzentrum. Auch Umweltaspekte – die Post engagiert sich sehr für Nachhaltigkeit – kommen hier ins Spiel: Umverpackungen und Polstermaterial sind generell teuer und umweltschädlich. Bei «VinoLog Priority» werden die Flaschen in der Originalverpackung versendet: «Das ist umwelttechnisch ein erheblicher Vorteil. Und da der Wein in Einheiten von sechs Flaschen versendet wird, sind die Pakete kleiner und handlicher. Das ist für uns ein Vorteil beim Verarbeiten der Kundenbestellungen – und das bei gleichbleibendem Schutz», schlussfolgert Urs Bucher.

Die Postbotinnen und Postboten stellen die Pakete mit den Weinflaschen umweltfreundlich mit ihrem Elektroroller zu. | Bild: Schweizerische Post
Briefzentrum Éclépens: Zahlen und Fakten
- Das Briefzentrum Éclépens feiert am 20. Oktober 2023 sein 15-jähriges Bestehen. Es ist seit 2008 in Betrieb.
- Rund 450 Mitarbeitende arbeiten im Briefzentrum Eclépens.
- Die Post sortiert im Schnitt rund 1,2 Millionen Briefe pro Tag.
- Das Briefzentrum erstreckt sich über 27 000 m2, der Standort umfasst eine Fläche von rund 70 000 m2 und er verfügt über acht Sortieranlagen, neun Kilometer Förderstrecken und 180 Kilometer Kabel.
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