Weniger Schadstoffe auf Brieftouren dank intelligentem Kompass
Wegen der Digitalisierung vertragen die Pöstlerinnen und Pöstler immer weniger Briefe, Zeitungen und Werbesendungen. Gleichzeitig gibt es immer mehr Haushalte in der Schweiz. Wie lassen sich der Grundversorgungsauftrag erfüllen und dabei die Schadstoffemissionen in Grenzen halten? Die Lösung für den Spagat: ein intelligentes Tourenplanungssystem für die 12‘000 Pöstlerinnen und Pöstler, das möglichst effiziente und ökologische Touren erstellt.
07:30 Uhr, Brief-Verteilzentrum Ostermundigen: Arturo Gueniat packt zielstrebig die Briefe und Zeitungen in seinen Elektroroller. Dann fährt er in das Gebiet, für welches er zuständig ist. Dank seiner langjährigen Erfahrung kennt der Pöstler seine Tour, die Adressen und auch manch einen Kunden in seinem Gebiet bestens.
Für die Planung der Zustelltouren stützt sich Arturo Gueniat auf ein intelligentes Tourenplanungssystem (TPS). Markus Steinmann hat dieses auf die Post zugeschnitten. “Als grösste Logistikanbieterin der Schweiz liegt es auf der Hand, dass die Post eine optimale Tourenplanung braucht“, sagt Steinmann. Tourenplanungen gab es schon immer. Früher musste der Pöstler seine Zustellroute per Hand auf dem Stadtplan einzeichnen. Erst bei der Umsetzung merkte er dann möglicherweise, dass die Route nicht optimal ist und verbesserte sie nach und nach. Deshalb setzt die Post seit 2011 auf eine intelligente Tourenplanungssoftware, die mit speziell ausgelegten Algorithmen die Zustelltouren der Pöstlerinnen und Pöstler berechnet. Wächst die Zahl der Haushalte – etwa durch neue Strassenabschnitte in Neubaugebieten, neue Gebäude oder Überbauungen – übernimmt das System die Änderungen und passt die Tour optimal an. „Je weniger Kilometer unsere Zustellerinnen und Zusteller zurücklegen, desto mehr Zeit gewinnen sie – und desto weniger CO2 wird auf der Zustelltour ausgestossen“, sagt Steinmann.

Auszug aus dem Tourenplanungssystem: Jede Farbe stellt eine Tour dar. Das Tool verbindet die Adressen und erstellt die Laufrouten direkt. Dabei berechnet das System die Anzahl Touren und schlägt eine optimale Reihenfolge vor. Den Pöstlern steht frei, diese Reihenfolge – aufgrund ihrer Erfahrung und Expertise – anzupassen.
Wer plant die Touren?
Fünf Spezialistinnen und Spezialisten arbeiten in der ganzen Schweiz eng mit den jeweiligen Brief-Zustellstellen zusammen und erstellen verschiedene Varianten von Routen mithilfe des Systems. Ganz wie bei einem Auto-Navi zeigt jede Variante spezielle Vorteile. Das System erarbeitet die schnellste, die kürzeste und die emissionsärmste Tour aus. Ziel ist es, die bestmögliche Variante zu wählen, die auf die lokalen Bedürfnisse und geographischen Gegebenheiten zugeschnitten ist. Die Tourenplanungsspezialisten sind allesamt ehemalige Pöstler. Sie besuchen regelmässig die verschiedenen Regionen und sind im regen Austausch mit den Zustellern vor Ort. Die Pöstler vor Ort können ihre Anpassungen in die Systeme eingeben, damit die Briefe automatisch in der richtigen Reihenfolge in die DXP geladen und zugestellt werden können.
Optimierung in vielerlei Hinsicht
Das Tool berechnet die Fahrzeit, den Fussweg und die Zustellzeit. Die Optimierung basiert aber einzig auf der Fahrzeit, indem effizientere Wege vorgeschlagen werden. Dies hilft, die Pensen der Mitarbeitenden in der Zustellung besser auszulasten. Durch optimale Wege reduziert sich sowohl die Distanz als auch die für die Zustellung benötigte Zeit und der CO2-Ausstoss. „Die Post will ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen: Durch optimierte Tourenplanungen konnten wir letztes Jahr bis zu 68,3 Tonnen CO2 einsparen“, erklärt Steinmann. Und bringt es auf den Punkt: „Das intelligente Tourenplanungssystem wird noch lange der Kompass der Pöstler bleiben.“
Das Tourenplanungssystem (TPS) hat sich auch in anderen Ländern etabliert: Es wird von anderen Postgesellschaften wie auch von verschiedenen öffentlichen Diensten benutzt. So kommt es zum Beispiel in den USA nicht nur für die Brief- und Zeitungszustellung zum Einsatz, sondern wird auch etwa für die Kehrichtabfuhr, die Strassenreinigung oder die Schneeräumung verwendet.

Die elektrisch betriebenen Elektroroller der Pöstler (Kyburz DXP). Im Januar 2017 ging das letzte Benzintöffli ins Museum.
Der Grundversorgungsauftrag
- Die Post muss Briefe und Pakete mindestens an 5 Wochentagen und abonnierte Tageszeitungen an 6 Wochentagen in allen ganzjährig bewohnten Siedlungen der Schweiz zustellen. In der Schweiz gibt es zurzeit ca. 4 Millionen Haushalte.
- Für Briefe und Pakete gelten im internationalen Vergleich strenge Laufzeitvorgaben: 97% der Briefe und 95% der Pakete muss die Post rechtzeitig zustellen.
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