Und was verdienen Sie? Das steht ab heute in den Stellenanzeigen der Post
Kein Druckfehler, sondern künftig fester Bestandteil des Inserats: Die Post gibt in ihren GAV-Stellenanzeigen ab heute das Einstiegsgehalt mit der möglichen Lohnspanne an – das betrifft jährlich rund 2500 Ausschreibungen. Die Neuerung ist für die Post ein wichtiger Schritt hin zu einem transparenten Lohnsystem.
Ab heute, 1. Juni 2023, gibt die Post auch das mögliche Gehalt an, wenn sie eine Stelle neu ausschreibt. Die sogenannte Lohnspanne zeigt an, mit welchem Einstiegslohn eine neue Mitarbeiterin oder ein neuer Mitarbeiter rechnen kann. Die Angabe dient als Orientierungshilfe. Der genaue Lohn hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel von der Qualifikation, der Erfahrung oder der Situation auf dem Arbeitsmarkt. «Für uns ist diese Massnahme ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einem transparenten Lohnsystem», sagt Valérie Schelker, Leiterin Personal und Mitglied der Konzernleitung. Die Neuerung gilt für alle Stellen, die dem Gesamtarbeitsvertrag Post (GAV Post CH) unterstehen.

Transparente Ansage: In GAV-Stelleninseraten der Post ist neu auch der mögliche Brutto-Jahreslohn eines Vollzeitpensums aufgeführt. Im Beispiel oben der mögliche Einstiegslohn in der Zustellung ohne Berufserfahrung.
Rekrutierung: Die Frage nach dem Gehalt liegt von Anfang an auf dem Tisch
Die Post verspricht sich von der Neuerung positive Effekte – zum Beispiel bei der Rekrutierung. Liegen die Lohnvorstellungen zu weit auseinander, kommt das Thema gleich von Anfang an auf den Tisch und nicht erst beim Vertragsangebot nach möglicherweise stundenlangen Gesprächen. Das macht den Prozess für beide Seiten klarer und effizienter. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand im letzten Moment abspringt, sinkt. Zudem ist die Post überzeugt: Wer Löhne transparent ausweist, sorgt für Lohngleichheit und damit für Chancengleichheit – nicht nur zwischen Frauen und Männern, sondern für alle Mitarbeitenden gleichermassen. Die Maxime lautet: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit. «So hängt der Lohn nicht vom Verhandlungsgeschick der Stellensuchenden ab. Vielmehr wird er nach Kriterien festgelegt, die für alle fair und nachvollziehbar sind», betont Valérie Schelker.
Generell gilt: Stellensuchende schätzen Lohntransparenz. Sie fühlen sich fairer behandelt, was sich wiederum positiv auf das Ansehen des Unternehmens auswirkt. Und die Post will nicht nur eine sozialverantwortliche, sondern auch eine attraktive Arbeitgeberin sein. «Die Lohntransparenz in unseren Stelleninseraten ist ein weiterer Tatbeweis dafür», sagt Valérie Schelker.
Schrittweise Annäherung via Pilotprojekt
Mit der Neuerung löst die Post auch ein Versprechen ein. Die Lohntransparenz ist Teil des GAV 2021, den die Post ihm Rahmen ihrer Sozialpartnerschaft mit der Gewerkschaft syndicom und dem Personalverband transfair vereinbart hat. Der heutigen Umsetzung ging von Dezember 2021 bis April 2022 ein Pilotprojekt in der Ostschweiz für Stellen in der Zustellung voraus. Dabei hat die Post gute Erfahrungen gemacht und wertvolle Erkenntnisse gewonnen.
Info: Aktuelle GAV-Stelleninserate, die noch keine Lohnangaben enthalten, wurden noch vor dem 1. Juni 2023 erstellt. Die ersten Inserate mit einer Lohnspanne erscheinen ab dem 1. Juni 2023, ab Mitte Juni werden sie flächendeckend publiziert.
Post schreibt pro Jahr rund 2500 GAV-Stellen aus
Die Post setzt sich seit Jahren aktiv für Lohngleichheit und damit für Chancengleichheit ein. Das erklärte Ziel der Post: Sie will nicht erklärbare Lohnunterschiede ausgleichen und Diskriminierung verhindern. Dazu hat die Post die Charta der Lohngleichheit im öffentlichen Sektor unterzeichnet. Zudem lässt sie die Lohngleichheit im eigenen Unternehmen regelmässig messen, um entsprechende Massnahmen ergreifen zu können. Die Lohntransparenz in GAV-Stelleninseraten ist eine dieser Massnahmen. Insgesamt sind rund 27 000 Mitarbeitende dem GAV Post CH unterstellt. Unter diesem Dach schreibt die Post jährlich rund 2500 Stellen aus.
Über einen separaten GAV verfügt die Post Immobilien Management und Services AG (IMS). Auch IMS arbeitet aktuell an der Umsetzung von Gehaltsangaben in Stelleninseraten. PostFinance hat ebenfalls einen eigenen Gesamtarbeitsvertrag und weist bereits heute für bestimmte Funktionen eine Lohnspanne aus. Diese Praxis will PostFinance bis Ende 2023 auf weitere Bereiche ausdehnen. Der GAV von PostAuto enthält aktuell keine Bestimmungen zu Lohnangaben in Stelleninseraten.
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