Trotz Corona Appetit auf Medien: Lockdown brachte Lieferservice für Bücher der Stadtbibliothek Basel zum Fliegen

Während dem Lockdown lagen viele Betriebe in der Schweiz brach. Nicht so die Stadtbibliothek Basel. Sie hatte zwischen ihren Bücherregalen viel zu tun. Denn sie ermöglichte ihren Kundinnen und Kunden, dass sie trotz angeordneter Schliessung der Bibliothek Bücher und Medien bestellen und sich nach Hause liefern konnten. Der Heimlieferservice ist ein Angebot, das sie schon im Jahr 2018 angedacht haben und nun im Frühjahr 2020 während dem Corona-Lockdown umsetzen konnten. Seit Anfang Juli 2020 übernimmt die Schweizerische Post für die Stadtbibliothek Basel die Logistik. Nun prüfen die beiden Partner auch einen Rücksendeservice.

Im Gegensatz zu anderen Branchen, herrschte während dem Lockdown zwischen den Büchergestellen der GGG Stadtbibliothek Basel emsiges Treiben. Die Stadtbibliothek musste während dem Lockdown für acht Wochen ihre Pforten schliessen. Endlich fanden die Bibliothekarinnen und Bibliothekaren Zeit und konnten sich voll und ganz ihren Büchern widmen – sie säubern, flicken, desinfizieren, ordnen… Und nicht zuletzt nutzten die Mitarbeitenden die Zeit für eine ordentliche Bestandsaufnahme. Doch, für eine Angelegenheit mussten sie prioritär eine Lösung finden: Wie konnte die Bibliothek den Kundinnen und Kunden trotz Lockdown, ihren Lesehunger und Unterhaltungsdurst stillen?

 

Die bestellten Bücher stehen in der GGG Stadtbibliothek Basel bereit I Bilder: Die Schweizerische Post

Die bestellten Bücher stehen in der GGG Stadtbibliothek Basel bereit I Bilder: Die Schweizerische Post

 

«Der Lockdown hatte sein Gutes», sagt Marianne Knechtl der Stadtbibliothek Basel. «Aufgrund von Kundenrückmeldungen haben wir bereits im Jahr 2018 entschieden, einen Heimlieferservice von Büchern und Medien anzubieten», erklärt die Business Analystin, die für Projekte und Prozesse zuständig ist. Das Projekt, dessen Einführung sich wegen eines anderen Vorhabens um ein Jahr verzögerte, kam Ende März 2020 mit Corona zum Fliegen. «Für uns war das ein Moment voller Stolz und Zusammenhalt», erinnert sich Marianne Knechtl. Obwohl der Service zuerst Velokuriere ausführten und erst später die Post, fand das neue Angebot bei den Kundinnen und Kunden unmittelbar grossen Anklang: Während dem Lockdown versendete die Bibliothek an Spitzentagen bis zu 1000 Bücher.

Marianne Knechtl von der GGG Stadtbibliothek Basel bereitet die bestellten Medien für den Versand vor.

Marianne Knechtl von der GGG Stadtbibliothek Basel bereitet die bestellten Medien für den Versand vor.

 

Die Bibliothekarinnen und Bibliothekare integrierten ihre neue Aufgabe umgehend und problemlos in ihren Alltag. An zwei vorgesehenen Zeitfenstern stellen sie die Online-Bestellungen zusammen und bereiten sie für den Versand vor. «Wichtig ist es, die bestellten Bücher rechtzeitig aus den Regalen zu holen, bevor sie ein anderer Kunde ausleiht», betont Marianne Knechtl. Deshalb werden die Bestellungen morgens noch vor der Eröffnung abgearbeitet; Bestellungen, die im Laufe des Tages reinkommen, am Nachmittag. Die Sendungen kommen danach in die nach Postleitzahlen sortierten Briefbehälter, welche ein Bibliothekmitarbeiter jeweils am Abend der zentralen Anlaufstelle der Post übergibt.

Die Bücherbestellungen der GGG Stadtbibliothek Basel auf dem Weg ins Briefzentrum Härkingen.

Die Bücherbestellungen der GGG Stadtbibliothek Basel auf dem Weg ins Briefzentrum Härkingen.

 

«Mit der Stadtbibliothek Basel arbeiten wir Hand in Hand», sagt Jasmin Spycher, Projektleiterin bei der Post. «Mitarbeitende der Bibliothek bereiten die bestellten Medien vor, verpacken und adressieren sie und bringen sie in sogenannten Briefbehältern zu einer zentralen Anlaufstelle der Post.» Dort gelangen sie in den normalen Verarbeitungsprozess. Die Pöstlerinnen und Pöstler liefern die Medien am darauffolgenden Tag auf ihrer normalen Zustelltour ohne Zusatzweg zu den Kundinnen und Kunden nach Hause. «Die Logistik passt optimal in den normalen Zustellprozess, wodurch der Lieferservice wirtschaftlich und ökologisch effizient erfolgt», sagt Jasmin Spycher weiter.

 

Die Pöstler liefern die bestellten Bücher auf ihrer täglichen Zustelltour direkt in den Hausbriefkasten.

Die Pöstler liefern die bestellten Bücher auf ihrer täglichen Zustelltour direkt in den Hausbriefkasten.

 

Heute liefert die Stadtbibliothek Basel noch etwa 200 Medien im Monat via Lieferservice der Post aus. Es sei eine gute Menge, allerdings hätten sie auch noch Kapazität nach oben, sagt Marianne Knechtl. Der Lieferservice gehört nun zu ihrem Standardangebot. Neben der Stadtbibliothek Basel bietet auch die Stadtbibliothek Aarau diesen Service an. Die Stadtbibliothek Basel und die Post prüfen bereits Ideen, wie Kundinnen und Kunden ihre Bücher von zuhause aus zurückschicken können.

 

Der Lieferservice – eine Dienstleistung auf der letzten Meile der Post

 

Die Schweizerische Post testet seit April 2020 mit der Stadtbibliothek Aarau und seit Juli 2020 mit der Stadtbibliothek Basel den Lieferservice. Mit diesem Service können Kundinnen und Kunden der Bibliotheken online oder über den Kundendienst Bücher bestellen und durch die Pöstlerinnen und Pöstler nach Hause liefern lassen.

 

Wie der Lieferservice stammen die Ideen für Dienstleistungen auf der letzten Meile ursprünglich meistens von Geschäftskundinnen und -kunden der Post selbst. Sie suchen nach Versandlösungen, die ihnen einen Marktvorteil verschaffen. Privatpersonen hingegen wünschen sich Services, die ihnen das Leben erleichtern. Die Post nimmt hier eine Vermittlerrolle ein, nimmt die Ideen auf und entwickelt daraus neue Dienstleistungen. Die Ideen für neue Projekte sind sehr vielfältig. Und die Post bleibt offen für die verschiedensten Ansätze. Die Post konzentriert sich vor allem auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden sowie auf ihre Kernleistung, die Logistik.

 

Einen Überblick zu den Dienstleistungen auf der letzten Meile bietet der Medienblog «Brot, PET-Flaschen, schmutzige Wäsche – der Pöstler transportiert mehr als «nur» Briefe und Pakete» vom 29. Oktober 2020.