Post begibt sich bereits 1961 auf Glatteis

Spieler, die in Vollmontur nach vorne stürmen, ein Crack, der voll durchzieht: Die neusten Eishockey-Briefmarken der Post sind längst nicht die ersten zum Thema. Die Premiere mit einem Hockey-Sujet erfolgte schon vor 59 Jahren. Und danach? Sechs Eishockeymarken und die Geschichten dahinter im Schnelldurchlauf.

Eishockey auf Briefmarken der Schweizerischen Post? Bereits 1961 lanciert die damalige PTT ein Wertzeichen mit einem Hockey-Sujet, weitere folgten. Die Gründe dafür: Weltmeisterschaften in der Schweiz, Olympische Spiele, ein Jubiläum und ein Exploit der Schweizer Cracks. Augenfällig: Die Sujets haben sich im Lauf der Jahre stark verändert. Zeit also für einen Blick zurück und eine Würdigung – mit der Meinung von Experten, die unterschiedliche Brillen tragen. Fachmann 1: Janos Kick, Medienverantwortlicher der WM 2020 und profunder Eishockey-Kenner. Fachmann 2: Bernhard Kallen, Leiter Produktmanagement Briefmarken und Philatelie bei der Schweizerischen Post.

1961: Nintendo-Alarm

Kult: Werbepostmarke von 1961. Im PTT-Amtsblatt steht: «Eishockeystock und Puck, dreifarbig» | Sujet: J. & L. Ongaro

Kult: Werbepostmarke von 1961. Im PTT-Amtsblatt steht: «Eishockeystock und Puck, dreifarbig» | Sujet: J. & L. Ongaro

Anlass für die erste Eishockeybriefmarke ist die Heim-WM in Genf und Lausanne 1961. Es grüsst der Kalte Krieg. Wegen eines Flaggenstreits tritt die BRD in den Gruppenspielen nicht gegen die DDR an und verliert forfait. Ein Skandal. Kanada holt Gold, die Schweiz steigt in die A-Gruppe auf.
Janos Kick: «Was für ein Motiv! Erinnert mich an die 2D-animierten Eishockey-Games auf den ersten Spielkonsolen von Nintendo.»
Bernhard Kallen: «Typische Typographie für diese Zeit. Sehr reduziert und klar, plakativ, kräftige Farben, serifenlose Schrift. Und von Courvoisier gestaltet und gedruckt – der damals wohl besten Briefmarkendruckerei der Welt.»

 

1990: Sozialisten-Schick

Wie die Figuren beim Tischhockey: Sonderpostmarke von 1990. | Sujet von Roland Hirter.

Wie die Figuren beim Tischhockey: Sonderpostmarke von 1990. | Sujet von Roland Hirter.

1990, A-WM in Bern und Fribourg ohne die B-klassige Schweiz, Grund für Eishockeymarke Nummer 2. Der Eiserne Vorhang ist gefallen, die «Sbornaja» des legendären Bandengenerals Wiktor Tichonow wird nochmals Weltmeister. Danach ist das UdSSR-Team Geschichte.
Kick: «Das Motiv erinnert mich an politische Plakate und Grafiken aus sozialistischen Ländern dieser Zeit. Passend also, dass die Sowjetunion an ihrem letzten Turnier den Titel gewann.»
Kallen: «Typisch für die 1990er-Jahre. Geschwindigkeit ist das prägendes Thema dieser Zeit. Alles ist in Bewegung. Dynamisch soll es sein, ja nicht statisch – was dieses Sujet schön illustriert.»

 

2006: Märchen-Marke

Exklusiv fürs Olympische Internationale Komitee gedruckt: Die Dienstmarke 2006 durfte nur vom OIK verwendet werden. I Sujet von Karin Fanger Schiesser.

Exklusiv fürs Olympische Internationale Komitee gedruckt: Die Dienstmarke 2006 durfte nur vom OIK verwendet werden. | Sujet von Karin Fanger Schiesser.

Beim Eishockey-Turnier an den Olympischen Spielen 2006 in Turin sind die Eidgenossen der Favoritenschreck, bodigen die Tschechische Republik und Titelanwärter Kanada. Im Viertelfinal ist aber Endstation. Vorab hatte eine weitere Eishockeymarke das Warten auf das olympische Turnier versüsst.
Kick: «Ein unvergessliches Turnier aus Schweizer Sicht, ein Hockey-Märchen. Leider versalzte uns der spätere Olympiasieger Schweden die Suppe – wie übrigens später noch ein paar Mal.»
Kallen: «Gewollte Unschärfe, bewusst weichgezeichnet, freundlich, das Motiv, ‹knallt› nicht derart. Bemerkenswert: Typographie und Gestaltung sind kombiniert – sie mischen sich über dem Bildrand.»

 

2008: 100 Jahre eingenetzt

Exklusiv fürs Olympische Internationale Komitee gedruckt: Die Dienstmarke 2006 durfte nur vom OIK verwendet werden. | Sujet von Karin Fanger Schiesser.

Wie schnell wohl dieser Schlagschuss war? Sondermarke 100 Jahre Schweizerischer Eishockeyverband. | Sujet von Fredy Trümpi.

Klassische Jubiläumsmarke: Der Schweizerische Eishockeyverband feiert 2008 sein 100-Jahre-Jubiläum – und schürt damit die Vorfreude für die Heim-WM im Jahr darauf.
Kick: «100 Jahre ehrlicher Sport, packende Duelle und viele Tore: Gestalterisch schön umrissen. Der Wermutstropfen: Dass es auch die Schweden-Flagge aufs Sujet schafft, schmerzt mein Eishockey-Herz.»
Kallen: «Realitätsnah illustriert, klar und dennoch weichgezeichnet. Schön, wie die Flaggen das Internationale des Events unterstützen.»

 

 

2009: Bonjour Tristesse

Hier spiegelt sich das Eis: Sondermarke Eishockey-Weltmeisterschaft 2009. | Sujet von Susanne Krieg.

Hier spiegelt sich das Eis: Sondermarke Eishockey-Weltmeisterschaft 2009. | Sujet von Susanne Krieg.

Keine WM im eigenen Land ohne Eishockeymarke, das gilt auch 2009. Doch sportlich bleibt die Schweiz unter den Erwartungen. Trotz toller Atmosphäre in Bern und Kloten ist für die Nati nach der Vorrunde Schluss. Der Weltmeister heisst Russland.
Kick: «Ist es das Grau? Wirkt auf mich etwas trist und mit nur einem Schlittschuh unvollständig. Irgendwie passend zum Auftritt der Schweiz. An dieser WM hatte sie wahrlich «Heimnachteil».
Kallen: «Sehr plakativ auf ein Element reduziert, fotorealistisch interpretiert. Das Eis kommt sehr schön zur Geltung, weil es derart spiegelt. Und die Schrift erinnert mich an jene auf alten Transportkisten.

 

2013: Aus dem Boden gestampft

Hier spiegelt sich das Eis: Sondermarke Eishockey-Weltmeisterschaft 2009. | Sujet von Susanne Krieg.

Mit vereinten Kräften zu Silber: Ereignismarke Eishockey-Weltmeisterschaft 2013. | Sujet von B. Leuenberger/J. Glauser.

Diese Marke hatte niemand auf der Rechnung. Doch an der WM 2013 in Schweden tritt die Schweiz so stark auf wie nie und spielt die Gegner zuweilen an die Wand. Den Final verlieren die Eidgenossen dennoch – gegen wen wohl? Die Silbermedaille ist gleichwohl eine Sensation.
Kick: «Hühnerhaut-Feeling, noch heute. Der Beginn einer neuen Ära für die Schweiz: Man kann mit den Grossen nicht nur mithalten, sondern auch gewinnen. Muss ich wirklich noch etwas zu Schweden sagen?»
Kallen: «Dieses Sujet wurde quasi aus dem Boden gestampft. Alles musste sehr schnell gehen, das Telefon zwischen Post und Hockeyverband lief heiss. Gesucht war ein neutrales, werbefreies Bild, das viel aussagt – nicht einfach. Heute finde ich das Ergebnis gelungen.»

 

Info: Natürlich hat die «Welt der Briefmarken» viel mehr zu bieten als nur Eishockey-Sujets. Interessiert? Aktuelles und Hintergründiges dazu finden Sie auf der Portal der Post – und zwar hier. Die Bilder der Marken zum Download gibt es hier – mit Copyright «Schweizerische Post»

 

 

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