Mit einem Knopfdruck ist der Pöstler bestellt
400 000 Schweizer Haushalte erledigen heute ihre Postgeschäfte mit dem Hausservice bequem an der Haustür. Nun hat die Post diesen Service digitalisiert und stellt ihren Kunden neben einer Onlinelösung auch einen neuen Bestellstift zur Verfügung – mit einem Knopf, der es in sich hat.

Einfacher geht nicht: Ein Kunde bestellt eine Dienstleistung per Knopfdruck. | Bild: Schweizerische Post
Wer in einer Gemeinde mit Hausservice lebt und bis anhin mit einem Steckschild seine Postgeschäfte erledigte, hat künftig zwei Möglichkeiten: Digital affine Kunden können ihre Bestellung über das Smartphone, das Tablet oder den PC erledigen. Kunden wiederum, die keine digitalen Dienstleistungen wünschen, können den neuen Bestellstift nutzen. Dieser ist zwar nicht mit dem Internet verbunden, aber hochinnovativ. Mit dieser Wahlmöglichkeit reagiert die Post auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse in der Bevölkerung.
Die 10 wichtigsten Fragen zum neuen Bestellstift
1. Wie funktioniert er?
Ihre Nichte hat am Samstag Geburtstag? Und Sie haben hausgemachte Guetsli für sie gebacken? Nehmen Sie den Stift in die Hand und tippen Sie auf der Karte auf das Icon «Briefe und Pakete versenden». Der Bestellstift ist mit Funktechnologie ausgestattet. Wenn Sie auf den Leseknopf des Bestellstifts drücken, leuchtet der Stift grün und es gibt einen Piepton. So wissen Sie, dass der Code gescannt und die Bestellung an die Post übertragen wurde. Der Pöstler erhält direkt die Meldung, dass Sie ein Paket versenden möchten. Am nächsten Tag können Sie ihm das Päckli bequem mitgeben – und Ihre Nichte bekommt das Geschenk pünktlich zum Geburtstag.
2. Welche Dienstleistungen können damit bezogen werden?
- Briefe und Pakete versenden
- Briefmarken bestellen
- Bargeld beziehen
- Rechnungen bezahlen
3. Welche Vorteile hat der Stift?
Der Bestellstift eignet sich grundsätzlich für alle Kundinnen und Kunden in einem Hausservicegebiet, die den Hausservice nicht mit dem Smartphone, Tablet oder PC bestellen möchten. So können sie die gewünschten Postgeschäfte einfach und bequem per Knopfdruck tätigen. Dabei wird weder ein Login noch ein Kennwort benötigt. Der Bestellstift ist sehr einfach in der Handhabung. Der digitale Hausservice ist nachhaltig, weil dadurch zusätzliche Routen für den Pöstler entfallen und der CO2-Ausstoss gesenkt wird. Der Pöstler erhält die Bestellmeldung direkt auf dem Handscanner und sieht sofort, ob ein Kunde etwas von ihm braucht. Dadurch finden keine Leerfahrten mehr statt. Bis anhin sah der Pöstler dies erst am Schild am Hausbriefkasten. Und dank der Barrierefreiheit steht die Lösung auch Menschen mit Beeinträchtigungen in vollem Umfang zur Verfügung.
4. Wann und wo wird der Bestellstift im Hausservice eingeführt?
Der Bestellstift wird seit Herbst 2019 in den Regionen Belp, Schattdorf, Landquart und Montreux erfolgreich pilotiert und eingesetzt. Ab Herbst 2020 wird der neue Hausservice etappenweise schweizweit in allen Gemeinden mit Hausservice eingeführt.
5. Wer stellt den Bestellstift her?
Das Zürcher Ingenieurbüro und Startup Miromico hat den Bestellstift entwickelt und stellt ihn auch gleich her. Das Unternehmen beschäftigt derzeit knapp 30 Mitarbeitende und produziert für internationale Geschäftskunden 500 000 Bestellstifte pro Jahr.
Mittelfristig sind weitere Anwendungen denkbar – zum Beispiel auf der «letzten Meile».
6. Wer ist grosser Fan des neuen Stifts?
Post-CEO Roberto Cirillo. Er hatte sich bereits letztes Jahr während der Pilotphase als «Fan des Bestellstiftes» geoutet. Sein Fazit: «Einfach, praktisch und sicher. Auf den Knopf drücken, und der Pöstler kommt vorbei. Die Informationsübertragung ist sicher und vertrauenswürdig, weil sie nicht über WLAN oder ein Telekomnetz, sondern über ein Tieffrequenz-Funknetz übertragen wird».
7. Datenschutz und Privatsphäre: Ist die Datenübermittlung sicher?
Ja, denn die Informationsübertragung der Daten erfolgt sicher und verschlüsselt über ein geschlossenes Tieffrequenz-Funknetz – also nicht über WLAN oder ein Telekomnetz.
8. Der Bestellstift basiert auf Funktechnologie. Sind diese Strahlen für die Gesundheit nicht gefährlich?
Der Bestellstift sendet Daten über das LoRaWAN-Netz (Long Range Wide Area Network) von Swisscom. Dies ist ein Tieffrequenz-Funknetz für das Internet der Dinge. Die dabei auftretende Strahlenbelastung ist vergleichbar mit derjenigen einer Wetterstation und erreicht bei maximaler Sendeleistung etwa das Niveau eines herkömmlichen WLAN-Routers. Aufgrund der geringen Datenmenge und des Übertragungsverfahrens werden die Daten jedoch über mehrere Kilometer übertragen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Technologien sendet der Bestellstift nur bei Betätigung des Knopfs und alle 72 Stunden je nach Standort zwischen 26 Millisekunden und 1,4 Sekunden lang. Nur so ist es möglich, den Bestellstift mit einer Batterie über Jahre laufen zu lassen.
9. Kann man den Bestellstift auch ohne Internet nutzen?
Der Bestellstift setzt keine Internetverbindung voraus. Er funktioniert über das Tieffrequenz-Funknetz LoRaWAN von Swisscom. Gegenwärtig deckt das Low Power Network ca. 97 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab.
10. Ist diese Dienstleistung kostenpflichtig? Und wie steht es um die Lebensdauer des Bestellstifts?
Die Post stellt den Bestellstift auf Wunsch allen Kunden in Hausservicegebieten ab Herbst 2020 kostenlos zur Verfügung. Der Bestellstift läuft mit einer Batterie. Die Batterielebensdauer beträgt je nach Nutzung bis zu zehn Jahre.
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