Mit dem «Harley-Look» mutierten «die Senioren-Roller» bei der Post zum «Burner»
Sie laufen leiser, umweltschonender und - als positive Überraschung – wartungsfreier und damit länger als vorgesehen: Die Elektro-Dreiradroller «DX Post» feiern ihren zehnten Geburtstag in der Flotte der Post. Erstbesteller und damit Pionier der beliebten elektrischen Postfahrzeuge ist Thomas Baur, einst Verantwortlicher der Briefzustellung und heute Leiter des Postnetzes. Seitens der Post hat er dafür gesorgt, dass das ursprüngliche «Fahrzeug für führerscheinlose Seniorinnen und Senioren» von der Firma Kyburz AG zu einem beliebten Postfahrzeug mutierte. Im Interview blickt er auf die zehn Jahre zurück.

Interviewpartner Thomas Baur
Thomas Baur, weshalb hat die Post bereits vor zehn Jahren in der Briefzustellung vom Benzin- auf Elektroantrieb umgestellt?
Die damals gut 7300 benzinbetriebenen Kleinmotorräder waren laut und echte «Dreckschleudern». Zudem waren die beladenen Mofas sehr schwer. Insbesondere kleinere und zierlichere Mitarbeitende beklagten sich darüber. Es gab gar Verletzungen. Wir suchten deshalb in dieser Zeit umweltfreundlichere Fahrzeuge. So schauten wir uns nach Elektro-Mofas um.
Der Markt dafür war in jener Zeit sehr klein, die Preise entsprechend eher hoch. Der Durchbruch gelang erst, als wir einen Praxistest im Postalltag mit Zustellpersonal durchführten und entsprechende Verbesserungsvorschläge beim Hersteller einbrachten. Die Firma Kyburz mit Sitz in Freienstein, stellte für diese Tests modifizierte Elektrodreiradroller «für die individuelle Mobilität von Seniorinnen und Senioren ohne Führerschein» zur Verfügung. Es gab zwei entscheidende Hürden zu nehmen: Der Preis entsprach einem Kleinwagen und das Ladevolumen war zu klein. Die Firma Kyburz mit Geschäftsführer und Inhaber Martin Kyburz präsentierte umgehend eine Lösung – mit deutlich mehr Zuladung auf dem Zugfahrzeug und einem Anhänger. Damit war ein erster Schritt zur Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit der künftigen Zustellfahrzeuge im Betrieb gegeben.
Wie waren die ersten Reaktionen der Zustellenden mit dem Gebrauch im Alltag?
Auf dieses «Behindertenfahrzeug» würden sie sich nicht setzen, war die erste Reaktion. Kyburz AG vergrösserte sodann den «Classic DX» zum «DX Post», liess ihn mehr wie eine «Harley» aussehen. Und als die ersten Test-Zusteller dann einmal Platz genommen hatten, wollten sie den DXP nicht mehr hergeben. Es war der «Burner».
Woher dieser rasche Sinneswandel?
Es ist das einzige Fahrzeug, das alle unsere 16’000 Zustellerinnen und Zusteller von Beginn weg geschätzt
haben. Es gab überhaupt keine Reklamationen. Das hatte ich zuvor nie erlebt. Die Zustellboten legen pro Tag zwischen 200 und 300 Stopps ein. Die «Töffli» mussten jedes Mal aufgebockt werden, nicht so der DXP. Er bleibt einfach und sicher stehen, auch am Berg. Das ist ein Riesenvorteil – auch im Winter.

Sicherere Fahrt auch bei Schnee und Eis mit dem Elektro-Dreirad der Post.
Welche Bilanz ziehen Sie nach zehn Jahren mit dem Elektro-Dreiradroller DX Post?
Es ist schlicht eines meiner erfolgreichsten Projekte. Wir haben uns bezüglich Nachhaltigkeit massiv
verbessert. Zudem hat die Produktivität erheblich zugenommen, die Touren mit dem DXP dauern weniger lang. Und dank dem Anhänger kann erst noch mehr Post mitgenommen werden, so dass weniger nachgeladen werden muss. Das Fahrzeug rechnet sich somit trotz der deutlich höheren Anschaffungskosten betriebswirtschaftlich. Nicht nur die Zufriedenheit unseres Personals hat sich verbessert, auch unser Image in der Öffentlichkeit. Ich bin von dieser Erfolgsstory derart begeistert, dass wir sie auch mit andern Postorganisationen geteilt haben.
Wie können die Zustellfahrzeuge noch weiter verbessert werden?
Ein Dach war ein Wunsch unseres Zustellpersonals, so wie es die Firma Kyburz teilweise Postunternehmen anderer Länder anbietet. Wir haben es getestet, aber es hat sich nicht bewährt, so, dass wir nach wie vor «Cabrio» fahren. Aufgrund der zunehmenden Online-Bestellungen nimmt das Paketvolumen laufend zu, deshalb ist die Ladekapazität in der Zustellung der Sendungen in die Haushalte ein Dauerthema. Die neue Strategie der Post sieht die Zusammenlegung der Paket- und Briefpost vor, womit die Zustellung «gemischt» mit Paketen und Briefsendungen durch die gleiche Person erfolgen wird. Dann wird die Ladekapazität eines Zustellfahrzeugs matchentscheidend sein. Auch die Reichweite und die Ladezeit der Batterie sind wichtige Themen, die wir immer wieder ansprechen.
Teilabdruck des Interviews mit freundlicher Genehmigung des «Kyburz Kundenmagazin» Nr.2/20» und Autor Hansjörg Bürgi.
Seit 2010 fahren die leise surrenden Dreirad-Elektroroller mit ihren Pöstlerinnen und Pöstler unübersehbar in den Vormittagsstunden auf Schweizer Strassen in die Quartiere und zu über 4.5 Millionen Haushalte. Über 6000 dieser FahrzeugeS sind heute im Einsatz. Sie bilden damit die grösste Elektroflotte der Schweiz. Gespiesen werden sie für die Fahrten von ge-


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