Lage beim Paketvolumen hat sich etwas entspannt – Zusammenarbeit mit Briefzentren ist etabliert

Der Lockdown und das resultierende grosse Paketvolumen haben die Schweizerische Post an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geführt. Was nimmt die Post aus dieser Zeit für die künftige Paketverarbeitung mit? Was bedeutet der weitere Sprung nach vorne im Online-Handel fürs Weihnachtsgeschäft? Und: Gibt es ein weiteres Rekordjahr bei der Post? Sechs Antworten auf sechs brennende Fragen zur Situation im Paketmarkt der Post.

1.) Hat sich das Paketvolumen nach dem Lockdown stabilisiert?

Das Paketvolumen der Post bewegt sich auch im Juli immer noch auf hohem Niveau. Mit rund 15-20 Prozent mehr Paketen als im Juli des Vorjahres hat sich die Lage etwas entspannt. Die Post verarbeitete in den ausserordentlichen Monaten März/April/Mai bis zu 40 Prozent mehr Pakete als im Vorjahr. Die Post ermöglichte so den Menschen in der Schweiz, trotz geschlossener Geschäfte via E-Commerce von zu Hause einzukaufen.

2.) Die grösste Herausforderung für die Post mit dem riesigen Paketvolumen im Lockdown?

Das Paketvolumen hat mit den Geschäftsschliessungen im Lockdown ab März von Tag zu Tag fast explosionsartig zugenommen. Gleichzeitig galt es das Personal auch in der Paketverarbeitung mit den vorgegebenen Abstands- und Hygieneregeln des Bundesamtes für Gesundheit zu schützen. Nahmen die Paketmengen ein Ausmass an wie im Weihnachtsgeschäft, konnte nur beschränkt mehr Personal gleichzeitig in den Sortierzentren arbeiten. Der April mit durchschnittlich über 850’000 Pakete pro Tag brachte der Post einen Monatsrekord ein in ihrer gut 170jährigen Geschichte. Nur der ausserordentliche Einsatz der Mitarbeitenden in dieser herausfordernden Zeit machte dies möglich.

3.) Welche Rolle spielen die neuen regionalen Sortierzentren in der Verarbeitung von Paketen?

Der boomende Online-Handel bescherte der Post bereits seit sechs Jahren in Folge neue Paketrekorde. Das ist erfreulich – die Post hat sich darauf eingestellt und entsprechend weitsichtig geplant: Sie hat über 60 Millionen Franken in zusätzliche Förderanlagen in den bestehenden grossen Paketzentren investiert und baut für rund 190 Millionen Franken neu regionale Sortierzentren. So sortieren die regionalen Paketzentren Cadenazzo im Tessin seit November 2019 und Bern-Ostermundigen mit dem Lockdown Mitte März  Pakete. Vétroz im Kanton Wallis und Untervaz im Kanton Graubünden folgen noch im Herbst. Jedes regionale Paketzentrum kann pro Tag bis zu rund 50’000 Pakete sortieren. Somit kann die Post ab November gut 200’000 regionale Pakete direkt in der Region verarbeiten. Die grossen Paketzentren in Daillens (VD), Härkingen (SO) und Frauenfeld (TG) werden entlastet. Gleichzeitig bleiben die Sendungen «aus der Region in der Region». Das verkürzt die Wege und schont die Umwelt.

 

4.) Auswirkungen des Lockdowns auf Verarbeitung und Umsatz?

Die Sortiermaschinen liefen in dieser Zeit über 20 Stunden pro Tag. Die Teams arbeiteten zum Schutz gestaffelt und sortierten in neuen Schichten selbst am Samstag noch Pakete. Beispielsweise am Ostersamstag und gleich wieder am Ostermontag. Gleichzeitig sortierten Mitarbeitende in den Briefzentren erstmals über 130’000 kleinere Pakete pro Tag. Einzelne Grosskunden lieferten ihre Pakete bereits nach Grösse oder Region vorsortiert an. Temporäre Mitarbeitende erlauben es in diesen Sommertagen, dass die festangestellten Pöstlerinnen und Pöstler ihre aufgelaufene Überzeit abbauen können.
Was die zusätzlichen Paketmengen ertragsmässig einbringen, ist angesichts der zusätzlichen Kosten für die Verarbeitung noch offen. Stefan Luginbühl, Leiter Pakete National und International geht von einem Umsatzplus von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Genaue Zahlen liegen mit der Publikation des Halbjahresergebnis Ende August vor.

5.) Was hat die Post vom Lockdown gelernt, was nimmt sie mit?

Ein gefragter Mann in der Paketverarbeitung der Post: Stefan Luginbühl, Leiter Pakete national und international

Ein gefragter Mann in der Paketverarbeitung der Post: Stefan Luginbühl, Leiter Pakete national und international

Stefan Luginbühl erlebte als Leiter Pakete National und International punkto logistische Herausforderungen in der schwierigen Zeit des Lockdowns «die anstrengendsten, aber auch die spannendsten und lehrreichsten Momente». Der Einsatz der Mitarbeitenden, die explosionsartig zunehmenden Paketmengen von Tag zu Tag und die Solidarität von Geschäftskunden und den vielen Privatkunden mit Danke-Karten am Briefkasten an die Pöstler haben ihn beeindruckt. Ausserdem hat die enge Zusammenarbeit mit der Briefpost in der Paketverarbeitung unterstrichen, dass die Zusammenführung der beiden Abteilungen unter ein Dach gemäss den Plänen von Postchef Roberto Cirillo mit der neuen Strategie sinnvoll und zwingend ist. Diese Zusammenarbeit und die Vorsortierung nach Regionen oder Paketgrössen durch Grosskunden hält an und gilt auch fürs Weihnachtsgeschäft 2020.

 

6.) Wird 2020 zum erneuten Rekordjahr der Post im Paketverkehr?

Logistikexperten gehen davon aus, dass der Lockdown dem bereits boomenden E-Commerce einen Vorwärtssprung um zwei bis drei Jahre beschert hat. Alle Zeichen deuten hin auf einen erneuten Paketrekord im 2020. Stefan Luginbühl will sich aber nicht bereits ein halbes Jahr zuvor auf einen siebten Paketrekord in Folge festlegen: «Wir haben mit dem Covid-19-Virus gelernt, wie sich die Situation in einigen wenigen Tagen völlig verändern kann».