Internationaler Tag der Muttersprache: Die Post spricht 76 Sprachen!
Dem Arzt sagen, wo es genau schmerzt oder jemandem ein Kochrezept erklären – den meisten gelingt das am einfachsten so, wie ihnen der «Schnabel gewachsen» ist: in der Muttersprache. Das ist auch für die 56'000 Mitarbeitenden der Schweizerischen Post nicht anders. Zum internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar zeigt die Post, welche sprachlichen Hürden aber auch Brücken sich im Team Gelb präsentieren.
Bei der Post arbeiten Menschen mit insgesamt 76 verschiedenen Muttersprachen. Besonders eindrücklich ist diese Sprachenvielfalt im grössten Briefzentrum der Schweiz: in Zürich-Mülligen. Alleine hier bringen es die 1’100 Mitarbeitenden auf 38 verschiedene Muttersprachen. Rund um die Uhr sortieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Briefe, Werbesendungen, Zeitungen sowie kleinere Pakete für die ganze Schweiz. In den Hallen kann man von Serbisch über Portugiesisch, Thailändisch und Finnisch bis hin zu Urdu alles hören.
«Die Seele des Briefzentrums»
Francesca di Stasi ist einer dieser 1’100 Menschen. Die Italienerin ist angehende Teamleiterin in der Briefsortierung und liebt ihren Arbeitsort: «Die verschiedenen Sprachen bei uns geben dem Briefzentrum seine ganz eigene Seele», erzählt sie. Vor allem in den Pausen sei es angenehm, sich mit Kolleginnen und Kollegen auch mal auf Italienisch auszudrücken.

Francesca di Stasi: «Ein kurzer Pausenschwatz in der Muttersprache tut immer gut!»
Trotz all den verschiedenen Sprachen gilt im Briefzentrum Zürich-Mülligen Hochdeutsch als offizielle Arbeitssprache. «Das ist wichtig, damit alle die gleichen Grundvoraussetzungen haben», ist Francesca di Stasi überzeugt. Die Post bietet deshalb im Briefzentrum Deutsch-Kurse für alle drei Arbeitsschichten an. So ist es auch mal möglich frühmorgens oder spät am Abend sich mit der Sprache Goethes zu befassen, wie uns Beniamino Aloise erzählt.

Beniamino Aloise leitet das Briefzentrum Zürich-Mülligen: Mitarbeitende aus 56 Nationen mit 38 Muttersprachen verarbeiten hier täglich 4.5 Millionen Briefe.
Er leitet das Briefzentrum und setzt sich dafür ein, dass die Mitarbeitenden in der internen Kommunikation ein klares und einfaches Deutsch verwenden: «Metaphern müssen wir zum Beispiel vermeiden», sagt er und erinnert sich an eine Ansprache, an der das Leitungsteam symbolisch von einem Marathon sprach, um die Mitarbeitenden zur Höchstleistung zu motivieren. «Einige nahmen dies etwas zu wörtlich und fragten, wann denn dieser Marathon stattfände», erinnert er sich schmunzelnd.
Roberto Cirillo will mehr Französisch und Italienisch bei der Post
Die Post ist für alle Landesteile der Schweiz da und will die sprachliche und kulturelle Vielfalt widerspiegeln. Deshalb fördert die Post auch den Gebrauch der verschiedenen Landessprachen. Sie ermutigt die Mitarbeitenden, ihre jeweilige Sprache im Berufsalltag aktiv zu nutzen. In der eigenen Muttersprache fühlt man sich schliesslich am sichersten und kann seine Gedanken am besten auf den Punkt bringen.
Die Sprachenvielfalt ist deshalb auch Postchef Roberto Cirillo wichtig. Er will den Gebrauch von Französisch und Italienisch der Post zu fördern: «Die Mehrsprachigkeit gehört zur DNS der Schweiz und damit auch zur Post. Sie ist ein Reichtum und eine Chance, die wir unbedingt nutzen müssen», ist Cirillo überzeugt. Selbstkritisch fügt er an: «Besonders im Management widerspiegeln wir die sprachliche Vielfalt der Schweiz aber noch nicht.» Anfang 2019 lag der Anteil der italienisch- oder französischsprachigen Mitarbeitenden im oberen Management bei gerade mal 4,5 Prozent gegenüber 95,5 Prozent deutschsprachigen Mitarbeitenden. Die Post will diesen Anteil bis 2024 auf mindestens 20 Prozent erhöhen. Doch wie will sie das erreichen? Dazu sagt CEO Cirillo: «Wir müssen die Führungskräfte überzeugen, dass uns die Sprachenvielfalt weiterbringt. Das schaffen wir ohne Quotenregelung». Er setzt dabei auf viele kleine Massnahmen: «Französisch und Italienisch müssen so selbstverständlich wie Deutsch werden. Zum Beispiel führen wir vermehrt interne Infoveranstaltungen in einer anderen Landessprache durch und bieten auch weiterhin temporäre Jobwechsel konsequent über die Sprachgrenze hinweg an.» Damit will die Post die Sprachkompetenzen ihrer Führungskräfte erhöhen und so auch Hürden für Bewerber aus der Westschweiz und der italienischen Schweiz abbauen.
Die Überzeugungsarbeit wirkt offenbar schon: Ende 2020 lag der Anteil von französisch- oder italienischsprachigen Mitarbeitenden im oberen Management bereits bei über 7 Prozent.
Schlüssel für Respekt und Verständnis
Die Post sieht in der Diversität ihrer Mitarbeitenden einen Erfolgsfaktor und fördert diese durch verschiedene Massnahmen. Bei der Post gibt es zum Beispiel ein internes Netzwerk für Sprach- und Kulturvielfalt. Dazu gehören sogenannte Sprachtische, an denen sich Sprachinteressierte während 60 Minuten zu verschiedenen Themen in einer Fremdsprache austauschen. Zwischen 400 und 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen diese Sprachtische jährlich, hauptsächlich um ihre Kompetenzen in einer anderen Landessprache oder in Englisch zu verbessern. Auch Sprachtandems – an denen sich zwei Personen gegenseitig in ihrer Muttersprache unterrichten – werden bei der Post immer beliebter. Extra dazu hat die Post 2019 eine interne Tandem-Börse eingeführt.
Die kulturelle Vielfalt ist eine Herzensangelegenheit der Schweizerischen Post. Konzernchef Roberto Cirillo ist sich sicher, dass die Post damit auf dem richtigen Weg ist: «Sprachkenntnisse sorgen für Verständnis und Respekt. Das sind wichtige Grundlagen im Service Public für alle Menschen in der Schweiz.»
Im Februar ist schliesslich auch Valentinstag: Wie sagt man «Liebesbrief» in anderen Sprachen? Mitarbeitende im Briefzentrum Zürich-Mülligen sagen es in ihrer Muttersprache:
Den internationalen Tag der Muttersprache gibt es seit dem 21. Februar 2000. Er wurde von der UNESCO zur «Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit» ausgerufen.
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