«Gleichberechtigung darf nicht nur am Frauenstreiktag ein Thema sein»
Am 14. Juni demonstrieren in der Schweiz viele für die Gleichstellung von Frau und Mann. Die Post engagiert sich seit Jahren für gleiche Bedingungen am Arbeitsplatz – unabhängig von Sprache, Kultur und Geschlecht. Ein Beispiel ist das interne Mitarbeitenden-Netzwerk RAINBOW, das einen Pöstler auf seinem Weg der Geschlechtsangleichung zur Pöstlerin begleitete. Neu gibt es bei der Post an zwei Bürostandorten auch Unisex-Toiletten.

Neu befinden sich an den Büro-Standorten der Post in Bern und Zollikofen Unisex-Toiletten.
Sie fühlte sich schon immer als Frau. Gefangen im Körper eines Mannes. Vor zwei Jahren hatte sie dann den Mut, die Geschlechtsangleichung in die Wege zu leiten. Seit 16 Jahren arbeitet Stefanie Portner als Zustellerin für PostMail. Sie hat schon ihre Lehre bei der Post gemacht – damals war sie noch Thomas. «Ich habe mich schon gefragt, wie ich die Geschlechtsangleichung meinem Umfeld erklären soll und ob ich gar meine Stelle verlieren würde», sagt die 32-Jährige rückblickend. Unterstützung in dieser turbulenten Zeit fand Stefanie bei «RAINBOW», dem internen Post-Netzwerk für Akzeptanz und Toleranz. Die Gemeinschaft steht allen lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender und nicht binären Mitarbeitenden – also auch Menschen, die sich nicht als «Frau» oder «Mann» repräsentiert sehen – aber auch allen anderen Interessierten offen. «RAINBOW half mir, administrative und soziale Hürden zu nehmen», lobt die Pöstlerin ihre Kollegen. Wie zum Beispiel den Namenswechsel von Thomas zu Stefanie in den Personalakten der Post.

Die 32-Jährige ist heute aktives Mitglied von RAINBOW. Bei der Post fing sie vor 16 Jahren als Thomas an.
Gelebte Vielfalt im Arbeitsalltag
Für die Post ist die Gleichstellung ihrer Mitarbeitenden eine Herzensangelegenheit. 58’000 «Pöstler» unterschiedlicher Sexualität, Herkunft, Sprache und Alters stehen für den Grosskonzern täglich im Einsatz. Die Vielfalt ihrer Mitarbeitenden sieht die Post als Stärke: Sie fördert das Innovationsdenken, die Produktivität und das Arbeitsklima. Das Mitarbeitenden-Netzwerk RAINBOW ist ein Beispiel für die Förderung von Diversität, Vielfalt und Gelichstellung im Unternehmen, es wurde – mit Unterstützung der Konzernleitung – im Jahr 2015 gegründet. «Alle Mitarbeitenden sollen sich wohl fühlen», sagt Simon Graf, Fachspezialist Rekrutierung bei der Post und Co-Leiter von RAINBOW. Schliesslich seien die Mitarbeitenden der Post ein Spiegelbild der Gesellschaft und ihrer Bedürfnisse. Deshalb befinden sich neu an den Büro-Standorten in Bern und Zollikofen zentral gelegene Unisex-Toiletten. «Damit ist allen non-binären und queren Mitarbeitenden sowie Besuchenden an diesen Standorten ein Zugang zu einer Unisex-Toilette möglich», sagt Simon Graf stolz. Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Gleichstellung der Post-Mitarbeitenden im Arbeitsalltag.

Vom Münsterplatz zum Bundesplatz in Bern: RAINBOW, das interne Post-Netzwerk für Akzeptanz und Toleranz, war an der Pride Ouest im Sommer 2017 zahlreich vertreten. Auch Stefanie lief mit.
Gleichberechtigung ist täglich ein Topthema
Am 14. Juni 2019 findet der nationale Frauenstreiktag statt. Es soll allen Post-Mitarbeitenden möglich sein, an Veranstaltungen im Rahmen des Frauenstreiktags teilzunehmen. Damit der Betrieb – zum Beispiel in Brief- und Paketsortierzentren – weiterlaufen kann, bittet die Post ihre Mitarbeitenden, eine Abwesenheit am Frauenstreiktag frühzeitig anzukünden. Sabine Rial-Ramseier, Fachverantwortliche für das «Management der Vielfalt» bei der Post betont: «Die Post engagiert sich schon seit Jahren im Rahmen ihrer Diversity-Strategie für Vielfalt und Gleichstellung der Mitarbeitenden und wird das auch in Zukunft tun. Gleichberechtigung darf nicht nur am Frauenstreiktag ein Thema sein. Sie ist bei der Post täglich ein Topthema – nicht nur zwischen Frau und Mann».
Inzwischen engagiert sich Stefanie Portner selbst bei RAINBOW und unterstützt andere Mitglieder im Umgang mit ihren Herausforderungen, Unsicherheiten oder Ängsten. Beim letzten Frauenstreiktag im Jahr 1991 war Stefanie noch ein Bub. Wird Stefanie am 14. Juni auf die Strasse gehen und sich für die Gleichstellung von Frau und Mann einsetzen? «Ich bin dann leider in den Veloferien. Aber ich überlege mir gerade, wie ich die Fahne zum Frauenstreiktag am besten am Fahrrad befestigen könnte», schmunzelt die Bernerin.
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