Echt jetzt – oder bloss Mythos?
Nostalgie ist so eine Sache – sie verklärt Dinge und schafft Mythen. Viele Schweizerinnen und Schweizer glauben beispielsweise, dass sie mit ihren Steuern die Post finanzieren. Das ist falsch.
Vielleicht gerade weil die Post eine über 150-jährige Geschichte hat, hält sich im Gedächtnis der Menschen so manch alter Zopf – selbst, wenn dieser schon lange abgeschnitten wurde. So erhält die Schweizerische Post keine Steuergelder. Im Gegenteil: Die Post entrichtet dem Bund als Eigner jährlich eine Dividende von 200 Millionen Franken und bezahlte 2018 rund 270 Millionen Franken an Steuern und Abgaben. Post-Mythen und Irrtümer halten sich so hartnäckig, dass wir damit Seiten füllen können und wir die Fakten deshalb online gestellt haben.
Service Public passt sich an
Kein Mythos ist, dass der Service Public für die Post früher wie heute einen sehr hohen Stellenwert hat. Wobei sich auch der Service Public immer der Zeit und den Menschen anpassen musste. Oder braucht heute noch jemand Telefonkabinen? Auch sie gehörten einst zum Service Public und wurden, wie aktuell gewisse Dienstleistungen in Postfilialen, immer weniger genutzt. Die nach abgestandenem Zigarettenrauch stinkenden Telefonkabinen verschwanden sukzessive und heute vermisst sie niemand mehr im Alltag. Das Handy und der Wandel der Zeit haben ganze Arbeit geleistet.

Historische Post-Uniformen

PTT-Logos
Trügerische Nostalgie
Die vermeintlich gute alte Zeit – damals, als Oma noch jung war und der Pöstler immer Zeit für einen Schwatz hatte. Doch war früher wirklich alles besser? Ein Klärwärter etwa verdiente mehr als der Verwalter eines grossen Postamtes. Bevor 1968 die 44-Stunden-Woche eingeführt wurde, war die Sechstagewoche mehr die Regel als die Ausnahme. Und unter dem früheren Beamtenrecht hatte letztlich immer der Arbeitgeber und damit die PTT das Sagen. Erst gegen Ende der 1990er-Jahre, als die PTT aufgelöst war, konnten die Gewerkschaften ihren Einfluss besser geltend machen.

Post-Zustellung früher…

…und heute.
Stillstand ist keine Option
Kaum ein Pöstler dürfte sich bezüglich Lohn und Anstellungsbedingungen die «gute alte Zeit» bei der Post zurückwünschen. Was heute verbindlich in den Gesamtarbeitsverträgen der Post festgeschrieben ist, davon konnten damalige Postbeamte oft nur träumen. Übrigens, dass bei der Schweizerischen Post immer noch Beamte arbeiten, auch das hält sich hartnäckig. Doch es gibt keine mehr, seit 2002 sind Beamte in der Schweiz Geschichte – auch bei der Post. Aber eben, Nostalgie schafft Mythen und mitunter Irrtümer.
Vieles hat sich bei der Post seit ihren Anfängen vor mehr als 150 Jahren verändert. Manchmal ging womöglich auch Schönes und Nostalgisches verloren. Doch Stillstand war für die Post nie eine Option. Und kann es auch in Zukunft nicht sein.
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