Drohne trotzt nun auch den Launen von Petrus

Die Postdrohne in Lugano gehört mittlerweile zum Alltag. Täglich transportiert sie zuverlässig Blutproben durchschnittlich 15 Mal zwischen den zwei Spitälern hin und her – und wird dabei immer schneller. Neu darf sie auch bei Regenwetter fliegen.

Seit über einem Jahr fliegt die Postdrohne in Lugano zwischen zwei Spitälern hin und her. 2100-mal hat sie Laborproben zwischen dem Ospedale Civico und dem Ospedale Italiano transportiert. Dabei wird sie immer schneller. Benötigte die Drohne zu Beginn noch über 5 Minuten, sind es heute nur gerade 2.47 Minuten. «Die Drohne ist für uns zum festen Bestandteil im Alltag geworden», sagt Luca Jelmoni, Direktor der beiden Spitäler nicht ohne Stolz. Schliesslich bietet sein Spital mit dem etablierten Drohnentransport eine Premiere. Die Prozesse hätten sich so gut etabliert, dass der innovative Spitaldirektor schon weiterdenkt: «Wir betreiben in Locarno ein Labor für Pathologie», erklärt Jelmoni. Ein Labor also, wo Spezialisten Gewebeproben untersuchen. «Wenn heute ein Patient in Narkose auf dem Operationstisch liegt und unsere Ärzte eine Probe analysieren lassen müssen, schicken wir eine Ambulanz nach Locarno.» Bis sie in Locarno ankommt, dauert es mindesten 40 Minuten – bei viel Verkehr noch länger. Eine lange Zeit für den Patienten, der noch immer in Narkose liegt. Eine lange Zeit aber auch für das Ärzteteam. «Wenn künftig eine Drohne den Transport übernehmen würde, sparen wir viel Zeit. Das bedeutet, dass der Patient weniger lange in Narkose liegt, was gesünder und sicherer ist und auch weniger kostet.» Luca Jelmoni bringt noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: «Die Drohne macht auch ökologisch Sinn.» Heute transportiere ein Auto eine Blutprobe von 50 Gramm. «Das ist definitiv effizienter.»

Die Drohne gehört bei uns in Lugano zum Alltag. Wir haben aber schon die nächste Vision.
Luca Jelmoni

Drohne nun auch amtlich bewilligt «regenfest»

Bisher musste ein Taxi auf der Strasse einspringen, wenn es regnete. Nun hat die Drohne vom Bundesamt für Zivilluftfahrt die Bewilligung bei Regen zu fliegen – sie erfüllt alle Bedingungen für einen sicheren Betrieb.

Urs Holderegger vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) erklärt, warum es für den Flug bei schlechtem Wetter eine spezielle Bewilligung braucht.

«Eine Drohne, die ohne direkten Sichtkontakt durch einen Piloten und über besiedeltem Gebiet betrieben wird, stellt sowohl für andere Luftfahrzeuge wie für Menschen und Einrichtungen am Boden ein gewisses Risiko dar und benötigt daher eine Sonderbewilligung des BAZL. Um die Risiken möglichst zu eliminieren, hat das BAZL ein Genehmigungsverfahren namens SORA entwickelt. Mit diesem risikobasierten Ansatz wird sowohl die Technik der Drohne wie der eigentliche Betrieb und die Umgebung, in der geflogen wird, bewertet. Je nach Risiko muss der Betreiber weitere zusätzliche Sicherheitsmassnahmen erfüllen, damit eine Bewilligung erteilt werden kann.»

Holderegger veranschaulicht seine Ausführung mit einem Beispiel:

«Eine schwere Agrardrohne, die in einem abgelegenen Gebiet in geringer Höhe Felder besprüht, stellt ein wesentlich geringeres Risiko dar als eine viel leichtere Kameradrohne, die über einer Menschenmenge und in einem dicht genutzten Luftraum geflogen wird. Entsprechend ist die Bewilligung für den zweiten Fall um einiges anspruchsvoller. Soll eine Drohne zudem auch bei Wind und Regen betrieben werden, muss der Anbieter noch einmal zusätzliche Anforderungen erfüllen, damit eine Bewilligung erteilt werden kann. Bis jetzt hat das BAZL rund 20 Bewilligungsverfahren nach SORA durchgeführt.»

 

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