Diese Powerfrau stemmt 10 Tonnen
Typisch Frau? Typisch Mann? Typisch Vorurteil! Heute ist der internationale Frauentag. Ein Tag, der als Symbol für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gilt, mit Vorurteilen aufräumt und sich dem Thema Vielfalt widmet. Auch wir nehmen diesen Tag zum Anlass, das Thema Vielfalt in den Vordergrund zu stellen und blicken in den Arbeitsalltag einer Frau in einem sogenannten Männerberuf. In einen Job, der sich hoch über der Erde abspielt. Einer Arbeit, die alles andere als gewöhnlich ist.
10 Tonnen von A nach B hieven? Für Sandra Bertschi kein Problem. Ihr Arbeitsplatz ist in luftiger Höhe. Grosse Glasscheiben ermöglichen der 50-Jährigen den Blick auf den Hofplatz des Paketzentrums in Härkingen. Ein Büro mit Aussicht. Unter ihr stehen zahlreiche Container in Postgelb. Man sieht Schienen und Fahrzeuge – sogenannte Platzfahrzeuge. Das sind Lastwagen ähnliche Transporter, welche die Container von A nach B fahren. Muss man diese Container hochheben, kommt Kranführerin Sandra Bertschi zum Einsatz. Konzentriert und mit dem nötigen Feingefühl, steuert sie die Container von ihrer Kabine aus. Ihre Arbeitsinstrumente: Zwei Joysticks, einige Knöpfe und zwei Bildschirme. «Wären die Bildschirme nicht da, wäre ich ziemlich im Blindflug», lacht Bertschi. Denn diese geben ihr nicht nur an, welchen Container sie hochheben muss, sondern zeigen auch, wo die einzelnen Wagen deponiert werden müssen. Und sogar die Windgeschwindigkeit oder das Gewicht eines Containers kann sie darauf ablesen. Doch Bertschi kann sich nicht nur auf die Fakten verlassen – auch Fingerspitzengefühl ist gefragt: «Tatsächlich arbeite ich oft nach Augenmass», erklärt Bertschi. Nach rund 14 Jahren im Beruf habe sie aber auch ihre Tricks. «Ich fokussiere gewisse Punkte und dann klappt das in der Regel ganz gut», schmunzelt sie und platziert einen Container mit Präzision auf einen Transporter.

Sandra Bertschi in ihrem Büro in luftiger Höhe.
14 Jahre im Beruf und noch viel länger in «Männerjobs»
«14 Jahre arbeite ich schon hier und ich kann sagen: Ja, ich habe meinen Traumjob gefunden», so die Oberbuchsiterin. «Hier oben kann ich mein eigener Chef sein, ich habe Verantwortung und ich kann mit grossen Maschinen arbeiten», freut sich Bertschi. Grosse Maschinen? «Absolut!», lacht die Powerfrau. «Puppen oder Barbies? Das war bereits als Kind nie etwas für mich. Stattdessen galt mein Interesse Maschinen», erzählt sie. Und so erstaunt auch ihre Berufswahl nicht. Vom Detailhandel zur Metzgerin, ist sie allerdings nur durch Umwege zur Platzfahrzeugfahrerin und schliesslich zur Kranführerin geworden. In all diesen Positionen war Bertschi oft die einzige Frau unter vielen Männern. «Abgeschreckt hat mich das aber nie. Ich kenne es schlicht nicht anders. Für mich ist es ganz normal mit vielen Männern zusammenzuarbeiten. Und ehrlich gesagt, würde ich es auch nicht anders wollen», erklärt sie. Fünf Männer, zwei Frauen – so die aktuelle Geschlechterverteilung unter den Kranführern in Härkingen. «Mit Vorurteilen hatte ich nie zu kämpfen – im Gegenteil», erzählt Bertschi und fügt schmunzelnd an: «Wir zwei Frauen werden von den Herren geschätzt – und wir spüren sogar einen gewissen Beschützerinstinkt». Auch wenn sie gerne für Sauberkeit sorge, sei sie für ihre Arbeitskollegen keinesfalls nur der Putzteufel: «Erst kürzlich bekam ich von einem Teamgspändli das Feedback, dass er grossen Respekt habe. Vor mir, meinem Feingefühl und vor der Arbeit, die ich leiste. Auch fügte er an, dass er schon viel von meiner Erfahrung lernen durfte. Solche Worte tun natürlich gut», lächelt sie.

Zwei Joysticks, einige Knöpfe und zwei Bildschirme: Das sind die Arbeitsinstrumente von Sandra Bertschi.
Schwerstarbeit: Bis zu 12’000 Tonnen am Tag
Die Kranführer und Kranführerinnen leisten Schwerstarbeit. Und das Wortwörtlich. Zirka 180 Container werden pro Schicht transportiert. Mit einem Schnitt von acht Tonnen, sind das also 1440 Tonnen pro Schicht. Insgesamt drei Schichten pro Tag, zwei Krane, die im Einsatz sind. Damit können an Spitzentagen insgesamt bis zu 9’500 Tonnen transportiert werden. Und ein einzelner Kran wiegt ebenfalls nochmals 220 Tonnen. «Wahnsinn, nicht?», lacht Bertschi. «Und genau diesen Kran kann ich hier ganz einfach mit zwei Joysticks so steuern, so wie ich das möchte!» Maschinen sind in der Tat die grosse Leidenschaft der Kranführerin. Welche fehlt denn noch? «Ein Bagger!», lacht Bertschi. Und schon fokussiert sie sich wieder, bewegt die Joysticks und hebt den nächsten Container in die Luft.

Für den Job eines Kranführers oder einer Kranführerin braucht es auch Feingefühl.
Frauen bei der Post
- Ende Jahr 2021 waren 43 Prozent aller Mitarbeitenden der Post Frauen. Im Bereich PostNetz (Verkaufsfunktionen in den Filialen) ist der Frauenanteil mit rund 80 Prozent deutlich höher als der Männeranteil. Im Gegensatz dazu ist im Bereich Logistik-Services der Männeranteil bei etwa 60 Prozent und im Bereich Mobility-Services (Fahrdienst) bei rund 80 Prozent. Dies widerspiegelt immer noch die Klischees der Berufswelten.
- Die Post und ihre Mitarbeitenden sind immer auch ein Abbild der Bevölkerung in der Schweiz. Diese Vielfalt will die Post im Unternehmen noch sichtbarer machen, bewusst fördern und aktiv leben.
- Die Post engagiert sich aktiv, um die Anzahl der Frauen auf allen Kaderstufen weiter zu erhöhen. Sie legt den Fokus aber nicht nur auf Massnahmen zur Förderung von Frauen. Sie unterstützt alle Mitarbeitenden – unabhängig des Geschlechts – in der Förderung ihrer Karrieren und bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie unterstützt auch Männer in der Veränderung von Rollenbildern und der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das setzt die Post konkret um, indem sie
- Stellen mit Führungsverantwortung als Teilzeitstellen 80-100% und/oder im Topsharing ausschreibt
- optimale Rahmenbedingungen für zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten schafft und Arbeitsmodelle wie Homeoffice, Arbeiten an Third-Place-Arbeitsplätzen, Co-Leitungen usw. wenn immer möglich fördert.
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