«Die Post im Laden ist ein Glücksfall für uns»

Idylle pur im appenzellischen Schwellbrunn – doch der Eindruck täuscht. Kleinunternehmer auf dem Lande kämpfen allzu oft um ihre Existenz. Heutzutage einen Dorfladen zu eröffnen, heisst viel Arbeit und Mut zum Unternehmertum beweisen. So wie das die Familie Raschle tut, die den Dorfladen in Schwellbrunn neu eröffnet hat. Und die Post als Partner hilft, dass die Rechnung Ende Monat aufgeht.

Erst seit letztem Oktober führen Simone und Peter Raschle den Dorfladen in Schwellbrunn mit der Post darin. «Ein Glücksfall für uns – und ein Gewinn für alle, denn so bleiben Laden und Post im Dorf», freut sich der 50-jährige Unternehmer.

Heute ist frischer Salat eingetroffen. Während er das Gemüse sortiert, ist seine Frau Simone daran, Süssigkeiten nachzufüllen. Direkt hinter ihr steht die gelbe Bedientheke mit dem Post-Logo, um Sendungen aufzugeben oder Einzahlungen zu machen. «Wir mussten uns zuerst selbst mit den Post-Produkten vertraut machen», sagt Simone Raschle und geht um das Regal herum, um Kartons mit Katzenfutter hineinzustellen. «Jetzt läuft’s wie am Schnürchen und auch die Technik für Einzahlungen habe ich im Griff – wir haben das zuvor ausgiebig zusammen geübt, damit keine Fehler passieren», sagt sie und verschwindet mit einigen Tüten Pommes-Chips schon hinter dem nächsten Regal.

«Überweisungen sind keine Hexerei»
Peter Raschle hat gerade die Tomaten in der Hand, als sich zwei Frauen für eine Überweisung via Postcard interessieren. Kurz die Hände sauber geputzt und schon steht er am «Postschalter» und öffnet die Schublade mit der Elektronik. Es ist keine Hexerei, aber trotzdem für viele Kunden neu, dass sie per Postcard Einzahlungen direkt im Laden machen können. «Ich zeige unseren Kunden gerne, wie das geht», und erklärt den beiden Damen, was Schritt für Schritt zu tun ist.

 

Peter Raschle versteht sehr gut, warum die Post in Schwellbrunn keine eigene Filiale mehr führt. «Vom Postgeschäft alleine könnte ich bei weitem nicht leben, aber zusammen mit dem Umsatz im Dorfladen haben meine Frau und ich uns eine neue Existenz geschaffen.» Mit seinen intakten Dorfläden – es gibt auch noch einen Metzger im Ort – bietet Schwellbrunn seinen Bewohnern viel Lebensqualität. «Das wird sehr geschätzt, besonders von den älteren Einwohnern. Aber auch die Jungen wissen das heimische Angebot und die Post im Laden zu schätzen», weiss Peter Raschle.

«Sonst müsste ich immer nach Herisau fahren»
Der (Post-)Kunde ist hier im Dorfladen der Familie Raschle wirklich noch König. Auch das passt zu Schwellbrunn, dem vielleicht schönsten Dorf der Schweiz. An einem herrlichen Frühsommertag wie heute strahlt das hübsche Örtchen wie aus dem Hochglanzprospekt. Besucher merken aber schnell, dass Schwellbrunn kein Freilicht-Museum ist. Hier wird gelebt und hier wohnen Menschen, die bodenständig, herzlich und mitunter direkt sein können. Appenzeller eben.

 

In der Bäckerei gerade neben dem Dorfladen steht Ida Steinemann hinter der Theke. Kaum jemand, den sie nicht kennt – und kaum einer, der sie nicht kennt. Auch für Ida Steinemann ist der Dorfladen wichtig. Und nicht nur, weil sie dort viel lieber einkauft als im Tal unten. Ohne die Post im Dorfladen könnte sie ihre weitum bekannten Mandelfische nicht direkt vor Ort verschicken. Die Mandelfisch-Pakete aus der Bäckerei gehen an Kunden in der ganzen Schweiz – und auch ins Ausland. «Hätte ich die Post nicht im Dorfladen nebenan, müsste ich jedes Mal mit dem Auto nach Herisau fahren», gibt sie zu bedenken. «Ich bin darum sehr froh, dass wir hier in Schwellbrunn die Post im Dorfladen haben.»

Das sehen auch die Ladenkunden so, denn bei Simone und Peter Raschle lässt sich gleichzeitig das Mittagessen einkaufen und das Postgeschäft erledigen. Eine Einzahlung mittels Postcard machen oder einen eingeschriebenen Brief aufgeben – auf den wenigen Quadratmetern des Ladens findet sich fast alles, was es zum Leben braucht. Nur Brot sucht man im Dorfladen vergebens. «Wir verkaufen schon Brot – aber nur, wenn Ida und ihr Mann die Bäckerei nebenan geschlossen haben», sagt Peter Raschle. «Damit unsere Kunden die Möglichkeit haben, alles Nötige in Schwellbrunn zu kaufen und gleich auch noch ihre Postgeschäfte zu erledigen – ohne gleich nach Herisau fahren zu müssen.»