Das sind die 10 teuersten Philatelieprodukte der Schweiz
Als vor 178 Jahren die erste Briefmarke der Schweiz herausgegeben wurde, hätte sich wohl kaum einer vorstellen können, was für einen Sammelwert die Briefmarken heute haben. Wir haben die 10 teuersten Briefmarkenprodukte der Schweiz herausgesucht.
Die erste Briefmarke der Welt? Wurde 1840 von Grossbritannien herausgegeben. Die erste Briefmarke in der Schweiz? Wurde 1843 vom Kanton Zürich lanciert. Fast 180 Jahre später ist der Sammelwert von Marken zum Teil immens gestiegen. Gründe dafür: Die Marken sind selten, auf besonderen Briefen aufgeklebt oder stammen aus Fehlproduktionen. Der Wert heute? Bis zu einer Million Schweizer Franken. Während die ersten Briefmarken der Schweiz nur lokale oder kantonale Gültigkeit hatten, gab es ab dem Jahr 1850 zum ersten Mal Briefmarken mit nationaler Gültigkeit. Doch welches sind die 10 teuersten Briefmarkenprodukte der Schweiz? Ein Überblick.

Greifensee-Brief. Wert: 800 000 Franken. Privatbesitz.
1. Die Schweizer werden aktiv und lancieren die ersten Briefmarken
Positive Erfahrungen der englischen Post mit der Portovorauszahlung liessen auch die Schweiz aktiv werden: Am 1. März 1843 erschienen die ersten Schweizer Briefmarken: Die «Zürich 4» und zweimal die «Zürich 6». Erstere galt für die Beförderung innerhalb einer Gemeinde, während die die «Zürich 6» für die Zustellung im ganzen Kanton benutzt werden konnte. Der Brief mit der «Zürich 4» und «Zürich 6» als Mischfrankatur ist einmalig und gilt damit als spektakulärste Frankatur der ersten Ausgabe der Schweizer-Philatelie. Der Schätzwert des Briefes liegt bei 800 000 Franken und ist im Privatbesitz.

Sechserblock Doppelgenf. Wert: 1 Million Franken Quelle: Collection Seeland
2. Innert zwei Wochen war die «Doppelgenf» auf dem Markt
Der Zürcher Regierungsrat beschloss am 21. Januar 1843, Briefmarken einzuführen. Und noch im selben Jahr genehmigte auch der Kanton Genf die Ausgabe von Marken. Nur etwas mehr als zwei Wochen nach dem Entscheid war sie auch schon im Umlauf: die «Doppelgenf». Der Name «Doppelgenf» leitet sich von der Anordnung der einzelnen Briefmarken ab. So waren jeweils zwei davon durch eine gemeinsame Kopfleiste miteinander verbunden. Die «Doppelgenf» wird auch als Kantonalmarke bezeichnet und fällt in jene Zeit, als der Postdienst noch in den Händen einzelner Kantone lag. Der Sechserblock ist Teil einer Privatsammlung und selbst für eine Million Franken nicht verkäuflich.

Grosser Adler Originalbogen. Wert: über 1 Million CHF Foto: Museum für Kommunikation
3. Rabatt für die Bevölkerung
Heutzutage sind von den Kantonalmarken keine Originalbögen mehr vorhanden. Eine Ausnahme bildet der Originalbogen des Genfers «Grossen Adlers». Entsprechend teuer wird er auch gehandelt: Über 1 Million kostet der Bogen heute. Übrigens: Die Genfer Post hatte zunächst Mühe, die Bevölkerung an das Markensystem zu gewöhnen. Deshalb beschloss man 1844, die hier abgebildete 5-Rappen-Marke für vier und das Doppelstück für acht Rappen zu verkaufen – als Lockvogel quasi.

Basler Taube 15er Block. Wert: 1 Million CHF Foto: Museum für Kommunikation
4. Die legendäre «Basler Taube»
Am 21. Januar 1843, also am gleichen Tag, an dem die Zürcher Regierung die Einführung von Freimarken gewährte, wurde auch die Basler Regierung aktiv. Das Resultat: die «Basler Taube».
Der 15-er Block ist die grösste erhalten gebliebene Einheit und auch dieser ist über 1 Million Franken wert. Der Block soll zufällig von einem Basler Schreiner ein einem alten Sekretär gefunden worden sein.

Brief vom 22. Oktober. Wert: über 1 Million CHF. Foto: Museum für Kommunikation
5. Über eine Million wert – ein Brief von 1850
Eine Rarität: ein Brief vom Oktober 1850 mit sechs «Basler Tauben» – alles Einzelmarken. Der Brief ist im Besitz des Museums für Kommunikation in Bern. Wert: Über 1 Million Franken.

Basler Tauben-Paar. Wert: 450 000 Franken. Quelle: Collection Seeland
6. Die «Basler Taube» zu Dritten
Und nochmals die «Basler Taube»: Hier handelt es sich um den einzig richtig frankierten Brief mit einem waagrechten Paar «Basler Tauben», der erhalten geblieben ist. Der Wert dieses Briefes beläuft sich auf 450 000 Franken.

Bogenteil Waadt 5. Wert: 500’000 CHF Foto: Museum für Kommunikation.
7. Waadt 5: Damals 2.40 Franken wert – heute eine halbe Million
Der Bogen der «Waadt 5» mit insgesamt 48 Wertzeichen ist die grösste heute bekannte Einheit. Während der Bogen damals einen Wert von 2.40 Franken hatte, würde er heute eine halbe Million Franken kosten.

Brief von 1852. Wert: 400 000 Franken. Quelle: Joseph Hackmey.
8. 1851: das Ende der Genfer Kantonalmarken
Im August 1851 gibt der Kanton Genf die letzte Briefmarke heraus: die sogenannte «Neuenburg». Der Brief vom 14. Oktober 1852 von Genf nach Bulle trägt die einzig bekannte Dreierfrankatur mit einer «Neuenburg» und hat einen Wert von mindestens 400 000 Franken.

Brief von Nidau. Wert: 400 000 Franken. Privatbesitz
9. Fertig Kantönligeist – die ersten Marken mit nationaler Gültigkeit
Bei den Rayonmarken handelt es sich um die ersten Briefmarken, die in der gesamten Schweiz gültig waren. Die Marken «Rayon I und II» wurden am 1. Oktober 1850 herausgegeben.
Im März 1851 wird die dunkelblaue «Rayon 1» durch die hellblaue «Rayon 1» ersetzt. Der hier abgebildete Brief von Nidau ist mit einer 5-Rappen-Marke der hellblauen «Rayon 1» frankiert. Sein heutiger Wert beläuft sich auf 400 000 Franken.

«Champion Brief». Wert: 800 000 Franken. Privatbesitz.
10. Die Briefmarkenwelt wird auf den Kopf gestellt – und erhält eine sitzende Helvetia mit Strubelfrisur
Die Währungsreform von 1850 stellte die Briefmarkenwelt auf den Kopf. Die eidgenössische Postverwaltung wurde dazu gezwungen, neue Briefmarken herauszugeben.
Das Resultat: Die sitzende Helvetia ungezählt, die aufgrund ihrer wilden Frisur auch als Strubel bezeichnet wird. Der sogenannte «Champion Brief» mit Fehldruck: Die zwei Strubelmarken sind blau statt braun. Er ist der teuerste je versteigerte Brief der Schweizer Briefmarkenwelt. Dieser Brief wurde 2011 als der teuerster, je versteigerter Brief verkauft. Heute liegt sein Marktwert bei 800 000 Franken.
*Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Jean-Paul Bach, Präsident des Schweizer Briefmarkenhändler Verbandes (SBHV) und Mitglied der Briefmarkenkommission der Schweizerischen Post.
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