Das Herz der Weltpost schlägt in Bern

Das Päckli aus Asien, der Brief aus Übersee: Das internationale Postwesen funktioniert dank der Universal Postal Union wie eine gut geölte Maschine. Doch die Organisation, die im Hintergrund die Fäden zieht, ist weitgehend unbekannt. Auch deshalb ist heute Weltposttag – dieser jährt sich zum 50. Mal.

 

Der europäische Postverkehr im 19. Jahrhundert? Bereits rege, aber ziemlich chaotisch. Wenige private Firmen kontrollieren das Postwesen, verstrickt in ein unübersichtliches Netz von Einzelverträgen. Wer zu dieser Zeit Post in ein anderes Land verschickt, benötigt starke Nerven und Geduld – für Briefe und Päckli nach Übersee erst recht.

Der globale Postverkehr heute? Ein weltumspannendes Netz mit 5,3 Millionen Postmitarbeitenden sowie      668 000 Poststellen- und Agenturen. Von jährlich rund 313 Milliarden Briefen sind 3,6 Milliarden international, von 14 Milliarden Paketen werden 180 Millionen über die Grenzen befördert (Zahlen von 2017). Tendenz sehr stark steigend

Der Weltpostverein – gegründet in der Schweiz
Hinter diesen Zahlen steckt der Weltpostverein (Universal Postal Union – UPU). Er wird am 9. Oktober 1874 in Bern als «Allgemeiner Postverein» von 22 Staaten gegründet. Im Restaurant «Zum Äusseren Stand» versammeln sich visionäre Köpfe. Köpfe, die wissen, dass es eine zwischenstaatliche Organisation braucht, die den weltweiten Postverkehr koordiniert und regelt (siehe Infobox). Sie sollten recht behalten. 145 Jahre später umfasst die zweitälteste internationale Organisation der Welt 192 Mitgliedstaaten. Und auch der Weltposttag, der am 9. Oktober 1969 ins Leben gerufen wird, jährt sich heute zum 50. Mal. Der Tag soll an das UPU-Gründungsjahr und an die weltweite Bedeutung der Postorganisationen erinnern.

Grund genug für einen globalen Blick in die Welt der Postorganisationen. Denn diese Welt ist heute nicht nur geregelt und transparent, sondern auch überraschend und skurril. Deshalb passend zum 9. Oktober neun Fakten aus der farbigen Welt – denn in internationalen Gefilden ist die Post längst nicht nur Gelb.

 

  • Über 900 000 Mitarbeiter
    Bei keiner Postorganisation arbeiten mehr Menschen als bei jener in China. Laut Eigenangaben sind es rund 935 000. Ein Gigant ist auch die global tätige Deutsche Post DHL mit rund 547 500 Mitarbeitenden in über 220 Ländern. Dahinter folgen der US Postal Service der USA (rund 497 000) und die India Post (rund 419 000).

 

  • Alt, älter, am ältesten
    Die älteste Poststelle der Welt? Steht in Sanquhar, Dumfriesshire, Schottland respektive im Vereinigten Königreich. Laut Guinness-Buch ist sie seit 1712 in Betrieb. Entging 2014 knapp der Schliessung und wurde inzwischen renoviert.

 

  • Höher geht nicht
    Da reibt sich mancher Gipfelstürmer die Augen: In einem Mount-Everest-Basislager in Tibet auf 5300 Meter Höhe betreibt Post China eine Poststelle – wetterbedingt jeweils von Ende April bis August.

 

  • Poststelle unter Wasser
    Kein Witz: Die weltweit einzige Unterwasser-Poststelle befindet sich im Inselstaat Vanuatu bei Hideaway Island, rund 3 Meter unter Meer. Taucher können sich hier mit speziellen «Waterproof Postcards» eindecken.

 

  • 600 000mal rot und zylinderförmig
    Zugegeben, die Faktenlage ist dürftig. Aber am meisten Briefkästen soll es in Indien geben – und zwar rund 600 000, grösstenteils zylinderförmig und rot.

 

  • Der Briefkasten im Bus
    Apropos Briefkasten: Solche finden sich in Detmold, Nordrhein-Westfalen, in jedem Bus der Linien 701 bis 709. Ein Service, der ankommt und auch in den neuen Bussen angeboten wird, die in der Stadt seit Ende diesen September fahren.

 

  • So wertvoll wie keine andere
    9 Millionen Euro ist der geschätzte Wert der Ein-Cent-Briefmarke «Britisch Guiana 1c Magenta». Nur wenige Quadratzentimeter gross, aus tiefrotem Papier und mit einer schwarzen Unterschrift bekritzelt. Das Originalmotiv – ein Schiff – ist kaum erkennbar. Doch das über 155jährige Wertzeichen gilt als Unikat.

 

  • Eine Gemeinde, zwei Postleitzahlen
    Zurück in die Schweiz: Auf deren Staatsgebiet gibt es zwei Enklaven – das deutsche Büsingen am Hochrhein und Campione d’Italia am Luganersee. Kurios: Beide Gemeinden haben nebst ihrer nationalen je auch eine Schweizer Postleitzahl.

 

  • Und welche Post ist die Beste der Welt?
    2017 und 2018 war dies laut der UPU-Studie «Integrated Index for Postal Development» die Schweizerische Post. Und auch dieses Jahr steht sie wieder zuoberst auf dem Podest, wie der Weltpostverein gestern mitgeteilt hat. Heute Mittwoch, 9. Oktober, nimmt Post-CEO Roberto Cirillo den Preis am UPU-Haupsitz in Bern persönlich in Empfang. Wie man sich bei der Post über diesen Preis freut und was Kunden über die Post sagen, sehen Sie hier.

 

Das macht die UPU

Der Weltpostverein …

  • regelt die internationale Zusammenarbeit der Postbehörden, die Rahmenbedingungen des grenzüberschreitenden Postverkehrs und die Abrechnung der dabei anfallenden Postgebühren (die sogenannte Endkostenvergütung);
  • stellt die zeitnahe Zustellung von Briefen und Paketen über Länder- und Sprachgrenzen hinweg sicher;
  • setzt auch soziale Akzente und setzt sich zum Beispiel weltweit für die Schreibkompetenz von Kindern und Jugendlichen ein;
  • befindet sich in einem laufenden Reformprozess und wählt im Rahmen des Weltpostkongresses 2020 einen neuen Generaldirektor;
  • ist die einzige UNO-Organisation mit Sitz in Bern;
  • hat rund 250 Mitarbeitende aus über 50 Ländern.