Bei der Post ist Ende November bereits Weihnachten

Was in den USA längst Tradition hat, hält nun auch hierzulande Einzug. Geschäfte und Onlineshops werben am «Black Friday» mit Schnäppchen um die Gunst der Kunden. Diese profitieren mit Vergnügen. Das spürt auch Martin Borer, Leiter Sortierung im Paketzentrum Härkingen. Auf den Förderbändern der Schweizerischen Post herrscht Dichtestress, denn jährlich verarbeitet sie mehr Pakete am Black Friday. Die Post rüstet auf, damit die im Internet bestellte Ware pünktlich geliefert werden kann.

«Seit zwölf Jahren leite ich die Sortierung, aber sowas habe ich noch nie erlebt», sagt Borer rückblickend. Er meint damit nicht nur die vier letzten Jahre mit jährlichen Rekordwerten, sondern auch die plötzliche Zunahme der Paketmengen rund um den «Black Friday» im letzten Jahr.

«Nicht nur wir waren überrascht, auch die Versandhändler. Statt laufend trafen die Pakete plötzlich alle zusammen am späten Abend bei uns ein: Wir haben etliche Überstunden geleistet und unser Bestes gegeben, damit die Empfänger ihre Pakete pünktlich erhielten».

Der «Black Friday» findet in den USA am Freitag nach «Thanksgiving», einem der wichtigsten Feiertage, statt. Der Freitag wird als Brückentag eingezogen und für den Einkauf von Weihnachtsgeschenken investiert. Die Geschäfte locken mit Spezialangeboten. Onlineshops antworten mit der «Cyber Week», den Tagen vor «Black Friday» bist zum darauffolgenden Montag. Dieses Jahr findet der «Black Friday» am 23. November und die «Cyber Week» vom 19. bis am 26. November statt.

Rund 32 Prozent mehr Päckli

Auch hierzulande wird das Schnäppchen-Geschäft während dieser Zeit immer grösser. Im 2017 wurden bei der Post im Vergleich zu 2016 während der «Cyber Week» rund 12 Prozent mehr Pakete verarbeitet. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Tag stieg die Paketmenge im 2017 während den Tagen der «Cyber Week» um 32 Prozent an. «Dieses Jahr rechnen wir mit noch höheren Mengen», meint Borer. Die Post hat sich bei den grössten Kunden, den Versandhändlern, rumgehört um die Mengen ungefähr abzuschätzen. «Das sind die einigermassen planbaren Mengen. Nicht planbar sind die zahlreichen kleinen Kunden, die ebenfalls Aktionen auf ihren Onlineshops durchführen».

Vorbereitungen laufen

Auf die Frage, wie er sich auf die «Cyber Week» in diesem Jahr konkret vorbereitet, lacht er. «Wir sind schon längst vorbereitet. Ich plane stets sechs Monate im Voraus.» Konkret zählt bei der Post nun bereits die Zeit der «Cyber Week» Ende November zum Festtagsverkehr. «Wir stocken das Personal um 30 Prozent auf, sortieren auch samstags und planen punktuell zusätzliche Transporte zwischen den Paketzentren und den Distributionsbasen. Auch die Distributionsbasen verstärken ihr Personal neu bereits ab dem 26. November in allen Gebieten und planen zusätzlich rund 270 Verstärkungstouren, um die Sendungen zum Kunden zu bringen». Bisher hat die Post vor Weihnachten an zwei Samstagen Pakete sortiert. Neu sortiert die Post ab dem 24. November bis Weihnachten jeden Samstag. Ein weiterer zusätzlicher Sortiertag ist der Mittwoch, 2. Januar 2019. «Ich darf auf unglaublich motivierte Mitarbeitende zählen. Dass sie während dem Festtagsverkehr Gas geben und zeigen wollen, zu welchen Leistungen die Post fähig ist, ist allen klar.» Auch Martin Borer wird anpacken und bei der Sortierung helfen, wenn Not am Mann ist.

«Hoffentlich schneit es nicht»

Das Schlimmste, das passieren könnte, wäre ein längerer Ausfall der Sortieranlage. «An einem normalen Tag sortieren wir hier in Härkingen durchschnittlich 325’000 Pakete. Wenn die Anlage während der Vorweihnachtszeit länger als 20 Minuten ausfallen würde, würden sich die Pakete hier mächtig stauen» Wahrscheinlicher ist, dass es schneit. «Dann kann es Verzögerungen auf Strassen und Schienen geben, was dazu führt, dass die Pakete später bei uns für die Sortierung eintreffen. Das wiederum bedeutet, dass wir mit der Sortierung später fertig sind und es knapp wird, die Pakete rechtzeitig weiter zu transportieren.»

Eine schöne Zeit

Man merkt Martin Borer an, dass er sich auch auf die anstrengende Zeit freut. «Nie sonst im Jahr arbeiten so viele Leute hier. Das mag ich. Wenn wir sauber vorbereitet sind, wird die Zeit zwar anstrengend, aber nicht stressig.» Ob er denn selbst auch in Onlineshops auf Schnäppchenjagt gehe? «Ich beobachte die Angebote. Aber eher als Vorbereitung für die Arbeit im Paketzentrum.» Letztes Jahr beispielsweise wurden auffallend viele grosse Fernsehgeräte gekauft, die dann von Hand im Sperrgut sortiert wurden. «Wenn ich aber ein gutes Angebot für ein iPad sehe, kaufe ich eines für meine Frau». Sagt’s und wendet sich wieder den ratternden Förderbändern zu.

Weitere Informationen zu den Stosszeiten in den Paketzentren der Post

An einem gewöhnlichen Arbeitstag sortiert die Post insgesamt durchschnittlich rund 800’000 Pakete. Während den Rekordtagen vor Weihnachten schnellt die Tagesmenge auf rund 1,3 Millionen Pakete. Die Tendenz ist steigend. Die Kapazitäten der Paketzentren werden deshalb erweitert: Zwischen 2014 und 2016 investierte die Post bereits rund 60 Millionen Franken in den Ausbau ihrer drei grossen Paketzentren in Daillens, Härkingen und Frauenfeld. Dank diesem Ausbau erhöhte sich die Sortierkapazität um rund 25 Prozent. Bis ins Jahr 2020 investiert sie rund 150 Millionen Franken in den Bau von drei neuen regionalen Paketzentren in den Kantonen Graubünden, Tessin und Wallis. Auch in den Distributionszentren wurde in den letzten Jahren die Zustellkapazität mit neuen Botentouren, mehr Personal und zusätzlichen Fahrzeugen um rund 8 Prozent erhöht. Die Post antwortet damit auf das starke Wachstum im Onlinehandel sowie auf die zunehmende Nachfrage der Kunden, Sendungen so rasch wie möglich zu erhalten.