Auf der letzten Meile ist Grün das neue Gelb

Was aus ökonomischen Überlegungen begann, hat mittlerweile ökologischen Vorbildcharakter: Mit Dienstleistungen auf der letzten Meile stützt die Post nicht nur ihr Kerngeschäft, sondern will auch für die Umwelt Gutes tun. Das neuste Projekt: Die Post sammelt PET-Getränkeflaschen ein. Zum Beispiel am Vierwaldstättersee.

Rolf Jans ist früh unterwegs. Voll beladen mit Briefen macht er sich morgens mit seinem elektrischen Dreirad auf den Weg Richtung Kastanienbaum. Der Pöstler in Horw (LU) arbeitet seit über 35 Jahren bei der Post. Er sagt: «Ich bin auf der schönsten Zustellroute der Schweiz unterwegs.» Ein wenig neidisch wird man schon: Wer kann sonst jeden Morgen den ersten Sonnenstrahlen entgegenblinzeln, die hinter dem mächtigen Bürgenstock zum Vorschein kommen und sich im Vierwaldstädtersee spiegeln?

Mit Blick auf den Vierwaldstättersee: Laut eigenen Aussagen ist Rolf Jans auf der schönsten Zustelltour der Schweiz unterwegs. | Bilder: Schweizerische Post

Mit Blick auf den Vierwaldstättersee. Laut eigenen Aussagen ist Rolf Jans auf der schönsten Zustelltour der Schweiz unterwegs. | Bilder: Schweizerische Post

 

Wenn Rolf Jans am Mittag seine Tour beendet, kommt er nicht mehr mit einer leeren Ladefläche auf seinem elektrischen Dreirad zurück. Seit Anfang April nämlich können ihm die Einwohner der Gemeinde Horw (LU) leere PET-Getränkeflaschen mitgeben. «Jede gesammelte PET-Flasche ist eine gute PET-Flasche, weil sie nicht die Umwelt belastet» sagt der Mittfünfziger. Als wäre es für ihn die selbstverständlichste Sache der Welt, die speziellen 35-Liter-PET-Säcke einzusammeln. Diese wurden für den Pilotbetrieb eigens mit einem Bar-Code versehen.

Der PET-Sammelsack steht zur Abholung bereit.

Der PET-Sammelsack steht zur Abholung bereit.

Pöstler: Heute fast emissionsfrei unterwegs
«Für die Umwelt etwas Gutes tun.» Dieses Credo habe sich bei den jüngeren wie auch bei den älteren Teammitarbeitern etabliert, ist Rolf Jans überzeugt. Das Einsammeln von rezyklierbaren PET-Flaschen reiht sich in das wachsende Angebot neuer Dienstleistungen ein, die die Post auf der letzten Meile erbringt. Seit 2012 identifiziert und testet sie immer wieder Dienstleistungen, die sie auf den Markt bringen und langfristig etablieren will. Mit Nespresso-Kapseln einsammeln erfolgte der Startschuss; danach kamen Altpapier, Altkleidersäcke von Texaid oder nicht mehr gebrauchte Gegenstände für die Brocki und die Zustellung von Hofprodukten regionaler Produzenten.

Ziel ist es, Leerfahrten mit dem Elektroroller zu vermeiden. Die leere Ladefläche wird genutzt, um PET-Getränkeflaschen zu transportieren

Ziel ist es, Leerfahrten mit dem Elektroroller zu vermeiden. Die leere Ladefläche wird genutzt, um PET-Getränkeflaschen zu transportieren

Was aus ökonomischen Überlegungen angefangen hat – nämlich das Kerngeschäft stützen und beitragen, die sinkenden Briefmengen zu kompensieren – hat mittlerweile ökologischen Vorbildcharakter. Dabei tragen nicht nur die einzelnen Dienstleistungen, sondern auch die Art und Weise wie sie die Post erbringt zur Nachhaltigkeit bei: So ist die Post ist in jedem Winkel der Schweiz unterwegs. Und im Vergleich zu früher sind die Pöstler heute mit ihren Elektrorollern nahezu emissionsfrei an sechs Tagen pro Woche praktisch an jeder Haustür.
Das war der Grund für Jean-Claude Würmli, Geschäftsführer von PET-Recycling Schweiz, mit der Post zusammenzuarbeiten: «Es bietet sich an, dass der Postbote zusätzliche Aufgaben übernehmen kann. Volle PET-Säcke abholen ist ein gutes Beispiel dafür. Und dies ohne zusätzliche Transportwege und Umweltbelastung.» Jeder tut somit, was er am besten kann: PET-Recycling kann sich auf das Rezyklieren des wertvollen Rohstoffes konzentrieren und die Post spielt ihre Stärken in der Logistik aus.

Pilotprojekt in fünf Gemeinden
Die Post will das Geschäftsfeld der letzten Meile weiter entwickeln. Die neuen Dienstleistungen haben das Berufsbild der Briefpöstler verändert und werden das Berufsbild weiter verändern. Für Rolf Jans sind die neuen Aufgaben eine logische Antwort auf die sinkenden Briefmengen. Ihm gefällt, dass er seine Arbeit sinnvoll ergänzen kann und so bei seiner Arbeit gut ausgelastet ist. Derweil freut sich Jans auf weitere PET-Säcke, die er einsammeln kann. Das Pilotprojekt dauert noch bis Ende September 2019 und findet ebenfalls in den Gemeinden Ennetbaden, Cham, Kloten und Le Grand-Saconnex statt.

«Jede gesammelte PET-Flasche ist eine gute PET-Flasche, weil sie nicht die Umwelt belastet»

Pöstler Rolf Jans

 

Rolf Jans sammelt PET-Getränkeflaschen mit innerer Überzeugung.

Rolf Jans sammelt PET-Getränkeflaschen mit innerer Überzeugung.

 

Dienstleistungen auf der letzten Meile kurz erklärt

  • Auf der sogenannt «Letzten Meile» ergänzt und stützt die Post als Spezialistin im Holen und Bringen von Dingen das postalische Kerngeschäft mit neuen Dienstleistungen.
  • 8000 Briefboten sind von Montag bis Samstag in jedem Winkel der Schweiz unterwegs und bedienen über vier Millionen Haushalte.
  • Die Pöstler und Pöstlerinnen sind Vertrauenspersonen, die für die Kunden auf der letzten Meile immer mehr Dienstleistungen übernehmen und dadurch deren Alltag vereinfachen.
  • Kurz zusammengefasst bietet die Post drei Typen von Dienstleistungen an. Sie sammelt, bringt und bietet Services vor Ort an – alles also, was die Briefträger auf ihren Zustelltouren mit den elektrischen Dreirädern ausführen können.

 

Die nachhaltigen Dienstleistungen im Überblick

Die Post sammelt

  • PET-Getränkeflaschen in Ennetbaden (AG), Cham (ZG), Kloten (ZH) und Le Grand-Saconnex (GE). Der Pilottest findet bis Ende September 2019 statt.
  • Nespresso-Kapseln in der ganzen Schweiz
  • Altpapier in Pieterlen (BE)
  • Texaid-Altkleidersäcke in der ganzen Schweiz und
  • Gebrauchtwaren für die Brocki. Neuer Pilottest vom 1. April bis 25. Mai 2019 in Gossau (SG) und Luterbach (SO).

Ausserdem stellt sie Hofprodukte regionaler Produzenten zu. Die Dienstleistung ist in der ganzen Schweiz verteilt.