Alles aus einer Hand

Kleiner, schneller, bedienerfreundlicher: Seit Mitte September 2020 erfassen alle Pöstlerinnen und Pöstler Briefe und Päckli mit einem neuen Gerät. Die erste Bilanz? Das Smartphone kommt bei der Belegschaft gut an und schont auch mal Nerven. Ein Experte berichtet aus der Praxis.

Und so sieht es aus: das neue Smartphone der Pöstlerinnen und Pöstler. | Bild: Schweizerische Post

Und so sieht es aus: das neue Smartphone der Pöstlerinnen und Pöstler. | Bild: Schweizerische Post

 

Wie entwickelt man ein Gerät, damit es im Alltag an der Front auch funktioniert?
Ganz einfach. Man holt sich Leute von der Front. Zum Beispiel Pascal Steiner. Der 52-jährige Pöstler der Zustellstelle Herzogenbuchsee deutet auf seine Hände. «Gross, nicht?», lacht er und fragt: «Welches Mass muss ein Smartphone haben, damit es für eine Kollegin mit kleinen Händen ebenso gut bedienbar ist wie für mich?» Doch das war nur eine von zahlreichen Knacknüssen, die Steiner zusammen mit vielen anderen Fachleuten bei der Post in den letzten drei Jahren klären musste.

Ganz einfach? Im Gegenteil. Die Beschaffung eines Ersatzgerätes für die bisherigen Handscanner gestaltete sich für die Post als sehr komplex. Doch inzwischen ist es geschafft, das Ergebnis haben aufmerksame Kundinnen und Kunden längst bemerkt: Seit September arbeiten alle Pöstlerinnen und Pöstler in der Zustellung sowie die Filialmitarbeitenden an den Schaltern mit den neuen Smartphones. Über 20 000 Geräte sind inzwischen im Einsatz. Seit Mai wurden sie sukzessive ausgerollt, zuerst testweise, dann wurde grossflächig geschult – alles unter Corona-Bedingungen. Umso erfreulicher ist nun eine erste Bilanz. Die Mitarbeitenden benutzen das neue Smartphone gerne und rege. «Die Rückmeldungen sind überwiegend positiv», sagt etwa Ueli Lüscher, der das Projekt vonseiten der Informatik leitete.

 

Grosse Hände, grosser Einsatz: Pascal Steiner bei der Arbeit | Bild: zVg

Grosse Hände, grosser Einsatz: Zusteller Pascal Steiner bei der Arbeit | Bild: zvg

 

Vorteilhaft: hell und scharf
Eine deutlich bessere Leistung, der Betrieb stabiler, die Apps laufen schneller und konstanter: So lassen sich die technischen Vorteile des neuen Geräts im Vergleich zum alten Handscanner zusammenfassen. Pöstler Pascal Steiner sagt es so: «Das Smartphone läuft einwandfrei und ‹särblet nid ab›», wie das beim alten Gerät immer wieder mal vorkam. Zudem könne man mit dem Gerät auch einhändig arbeiten – und überhaupt sei die Bedienung erheblich einfacher. «Alles ist viel intuitiver aufgebaut und übersichtlicher», lobt Steiner, der als Scan-Verantwortlicher seines Teams regelmässig Tipps und Tricks im Umgang mit dem neuen Gerät weitergibt. Überzeugt ist er auch vom Bildschirm. Pöstler sind bekanntlich früh auf den Beinen und arbeiten, wenn es noch dunkel ist. «Die helle Anzeige und die scharfe Auflösung sind da ein grosser Vorteil», sagt Steiner.

Knifflig: das grosse Sichtfeld
Ganz reibungslos verlief der Übergang zum neuen Gerät jedoch auch für einen alten Hasen wie Steiner nicht. War etwa der alte Scanner mit einem roten, zielgenauen Laserstrahl ausgestattet, scannt man mit dem neuen Smartphone per Kamera, die ein grosses Sichtfeld hat. Der Umgang damit will gelernt sein. «Aber nach etwas Übung klappt das inzwischen gut», sagt er. Knifflig auch: Wie alle Smartphones mag auch jenes der Post nasse Hände nur bedingt. Zwar tragen viele Pöstler stets eine Tasche am Gurt, wo sich das neue, wasserfeste Smartphone praktisch schützen lässt. Doch für trockene Finger müssen die Mitarbeitenden schon selber sorgen. Was also tun bei einem stürmisch-nasskalten Wintertag? «Da finde ich immer eine Lösung – schliesslich arbeite ich schon 35 Jahre bei der Post», grinst Steiner. Sagts, wirft nochmals einen Blick auf sein neues Gerät und startet zu seiner nächsten Tour – auf ihn und das Smartphone wartet schon die nächste Ladung Briefe und Pakete.

 

Rück- und Ausblick

  • Das neue Smartphone hat den alten Handscanner abgelöst, der seit 2014 im Einsatz stand. Nach sechs Jahren im Einsatz genügte er heutigen Anforderungen nicht mehr – so war etwa der Arbeitsspeicher schlicht zu gering. Sein Ende war von langer Hand geplant. Der Lebenszyklus von mobilen Geräten ist heute deutlich kürzer – sechs Jahre Einsatzzeit waren verhältnismässig lang.
  • Neu sind zwei Smartphone-Typen im Einsatz: ein wetterfestes Smartphone für draussen und ein Modell für drinnen. Das neue Gerät hat eine bessere Online-Anbindung und Speicher- sowie Bildschirmleistung. Zudem ist das Smartphone 4G-tauglich. Beim alten Handscanner war bei 3G Schluss.
  • Die Ausschreibung für die neuen Geräte erfolgte gemäss dem Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (WTO).
  • Der Vorvorgänger des Neulings war übrigens ein Gerät namens «Allegro». Es stand bis 2014 im Einsatz und war ziemlich massig. Von Mitarbeitenden wurde er auch schon mal «Chnoche» genannt.